Auflösung
In den Blutkulturen wird nach vier Tagen Fusobacterium necrophorum nachgewiesen. In der Gesamtkonstellation wird damit die Diagnose eines Lemierre-Syndroms gestellt.
Eine antibiotische Therapie mittels Ampicillin/Sulbactam wurde eingeleitet und nach Diagnosestellung mit Metronidazol ergänzt. Der Patient wurde nach fünf Tagen in deutlich gebessertem Allgemeinzustand aus dem Krankenhaus entlassen. Die antibiotische Therapie wird auf oral umgestellt und soll für weitere vier Wochen eingenommen werden.
Was ist das Lemierre-Syndrom?
Das Lemierre-Syndrom ist eine seltene Erkrankung, die als Komplikation einer Mandelentzündung oder einer anderen Infektion des Hals-Nasen-Ohren-Bereiches auftritt. Klassischerweise tritt folgende Symptom-Trias vor:
- Tonsillopharyngitis
- Thrombose der Vena jugularis interna,
- und septische Embolien in der Lunge, und seltener im Gehirn.1
Bleibt die Erkrankung unbehandelt, kann sie tödlich verlaufen.
Klinik und Diagnostik
Die Erkrankung beginnt in der Regel innerhalb weniger Tage bis drei Wochen nach einem Infekt der oberen Atemwege. Bei einer hartnäckigen Mandelentzündung, Halsschwellung und Luftnot sollte man hellhörig werden und an das Lemierre-Syndrom denken. Weitere mögliche Symptome sind Fieber, Schluckstörungen sowie Meningismus.2
Wenn der Verdacht besteht, sollen Blutkulturen möglichst während der Fieberphase asserviert werden. Zusätzlich sollte eine Thrombose der VJI mittels Ultraschalls ausgeschlossen und eine Röntgenaufnahme vom Thorax zum Ausschluss einer pneumogenen Ausbreitung durchgeführt werden.
Therapie
Zunächst sollte die antibiotische Therapie zügig und breit eingeleitet werden. Gelingt der Erregernachweis, kann die Antibiose deeskaliert werden. Empfohlen werden Betalaktam-Antibiotika mit Betalaktamase-Inhibitor (z. B. Ampicillin/Sulbactam) oder ein Cephalosporin der 3. Generation (z. B. Ceftriaxon) kombiniert mit Metronidazol. Häufig ist das Ansprechen auch bei adäquater Therapie langsam, sodass eine Behandlungsdauer von 3–6 Wochen empfohlen wird.3
Referenzen:
- Lemierre A. On certain septicaemias due to anaerobic organisms. Lancet 1936; 1: 701-3.
- Mesrar H, Mesrar J, Maillier B, Kraoua S, Chapoutot L, Delclaux B. Syndrome de Lemierre : diagnostic, exploration, traitement Lemierre's syndrome: Diagnosis, exploration, treatment. Rev Med Interne. 2018 May;39(5):339-345.
- Riordan T. Human infection with Fusobacterium necrophorum (Necrobacillosis), with a focus on Lemierres syndrome. Clin Microbiol Rev 2007; 20: 622-59.
Rare Disease Day
Seit 2008 findet jedes Jahr Ende Februar der weltweite Tag der seltenen Erkrankungen statt. esanum begleitet den Tag und berichtet nicht nur über aktuelle Themen, sondern auch über mögliche Symptomkomplexe, Diagnostik, Therapieansätze und Orphan Drugs zur Behandlung von seltenen Krankheiten. Weitere Beiträge finden Sie im Themenspecial zum
Rare Disease Day.