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Escitalopram und Psilocybin bei gesunden Proband:innen

Die von Dr. Anna Becker vorgestellten Ergebnisse einer Studie an gesunden Freiwilligen legen nahe, dass SSRIs vor einer Psilocybin-Behandlung nicht abgesetzt werden sollten.

Auswirkungen der Vorbehandlung mit SSRIs auf die subjektive Reaktion auf Psilocybin bei gesunden Proband:innen

Die von Dr. Anna Becker vorgestellten Ergebnisse einer Studie an gesunden Freiwilligen legen nahe, dass SSRIs vor einer Psilocybin-Behandlung nicht abgesetzt werden sollten. Nach einer zweiwöchigen Vorbehandlung mit Escitalopram wurden auch einige unerwünschte Wirkungen von Psilocybin reduziert.

Psilocybin (der Wirkstoff in den so genannten "Magic Mushrooms") ist ein klassisches serotonerges Halluzinogen, das auf den Serotoninrezeptor 5-HT2A wirkt. Es ist eine Vorstufe, die im Körper zu Psilocin aktiviert wird. Seine Wirkung wird hauptsächlich durch einen partiellen Agonismus am Serotoninrezeptor 5-HT2A vermittelt. Psilocybin wird zu Freizeitzwecken und in der psychiatrischen Forschung verwendet. Die Wirkungen der Pilze, die in der Natur wachsen und seit der Antike als Heilmittel und Rauschmittel verwendet werden, reichen von euphorisch und berauschend bis hin zu stark halluzinogen und psychedelisch, wobei sie die Wahrnehmung von Zeit und Raum verändern und die Wahrnehmung der Umgebung verzerren. Psilocybin wird zur Behandlung einer Reihe von psychiatrischen Störungen, einschließlich Stimmungs- und Angststörungen, untersucht.

Die Erstlinientherapie für Patient:innen mit Stimmungs- und Angststörungen sind heute Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRl, Selective Serotonin Reuptake Inhibitors), die den Serotoninspiegel (5-HT) in den Gehirnsynapsen akut erhöhen. Stimmungsaufhellende Wirkungen treten jedoch in der Regel erst nach einer mehrwöchigen, täglich wiederholten Behandlung auf und sind wahrscheinlich mit adaptiven Veränderungen im Gehirn verbunden. Escitalopram, ein Medikament, das häufig zur Behandlung depressiver Episoden eingesetzt wird, wirkt als Hemmstoff des Serotonintransporters (SERT). Der Zusammenhang zwischen diesem Mechanismus und seinen positiven Auswirkungen auf die Stimmung ist noch nicht geklärt. Mehrere Studien deuten auf eine mögliche Herabregulierung postsynaptischer Serotonin (5-HT)-Rezeptoren wie dem 5-HT2A-Rezeptor hin.

Ziel der von Forschern der Universität Basel unter der Leitung von Prof. Matthias Liechti durchgeführten Studie war es, zu untersuchen, ob die Hemmung des SERT-Transporters die Expression des Gens, das für den 5-HT2A-Rezeptor kodiert, und die Reaktion auf Psilocybin reduziert. Für Phase-II-Studien und Compassionate Use Programme mit Psilocybin ist es wichtig zu wissen, ob die Patient:innen ihre SSRI-Behandlung vor der Verabreichung von Psilocybin beenden sollten. Die Ergebnisse der Studie wurden von Dr. Anna Becker auf der INSIGHT 2021 Konferenz vorgestellt.

Die Teilnehmer:innen nahmen 14 Tage lang Escitalopram (10 mg in der ersten und 20 mg in der zweiten Woche) oder Placebo ein. Dann wurde eine Einzeldosis Psilocybin (25 mg) verabreicht. Der primäre Endpunkt der Studie waren die subjektiven Auswirkungen auf das Bewusstsein (gemessen mit der 5D-ASC-Skala). Zu den sekundären Endpunkten gehörten weitere psychologische Messungen, Plasmakonzentrationen von Psilocybin und Escitalopram, die Genexpression des HTR-Rezeptors sowie einige Sicherheitsmessungen (Auswirkungen auf das autonome Nervensystem, EKG).

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Dr. Becker bei der INSIGHT 2021 Konferenz (Foto: Samuli Kangaslampi)

Die Untersuchung ergab, dass eine zweiwöchige Vorbehandlung mit Escitalopram keine signifikante Auswirkung auf positive Stimmungseffekte hatte. Escitalopram veränderte weder die Pharmakokinetik von Psilocin noch dessen Einfluss auf den BDNF-Spiegel (Brain-derived neurotrophic factor). Darüber hinaus verringerte die Vorbehandlung mit Escitalopram die schädlichen Auswirkungen von Psilocybin. Bei gesunden Proband:innen können Escitalopram und Psilocybin also sicher zusammen verabreicht werden.

Dr. Becker ist der Ansicht, dass weitere Forschung erforderlich ist, um die Einschränkungen dieser Studie zu überwinden. Bei Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen kann es zu einer anderen Reaktion kommen. Außerdem könnte eine längere Vorbehandlung zu (weiteren) neuroadaptiven Veränderungen führen. Eine weitere Einschränkung dieser Studie besteht darin, dass das Expressionsniveau des HTR1A-Gens (oder anderer Marker, die sich möglicherweise verändert haben) nicht gemessen wurde.
 

Quelle:
Becker, Anna: Effects of Serotonin Reuptake Inhibitor (SSRI) Pretreatment on the Subjective Response to Psilocybin in Healthy Subjects, Insight 2021.
 

English Version: Escitalopram and psilocybin in healthy subjects (esanum.co)
Versione italiana: Escitalopram e psilocibina nei soggetti sani (esanum.it)