Polypharmazie bei rheumatoider Arthritis (RA) ist mit erhöhter Krankheitsaktivität, einem erhöhten Risiko für schwerwiegende unerwünschte Ereignisse (AEs) und einem verminderten Ansprechen auf die Behandlung verbunden. Dies waren die wichtigsten Schlussfolgerungen einer Studie zur Polypharmazie bei Patient:innen mit RA unter Verwendung von Daten aus der französischen ESPOIR-Kohorte. Darüber hinaus wiesen die Ergebnisse darauf hin, dass Polypharmazie ein potenzielles Maß für Komorbidität ist.
Multimorbidität bei RA ist weit verbreitet. Infolgedessen werden 60% der RA-Patient:innen mit mehreren Medikamenten behandelt. Diese multizentrische, prospektive Kohortenstudie unter französischen RA-Patient:innen (n=543) zielte in erster Linie darauf ab, den Zusammenhang zwischen Polypharmazie und dem Ansprechen auf die Behandlung 1 Jahr nach Beginn der ersten DMARD-Behandlung, gemessen über den Disease Activity Score (DAS)28-Erythrozyten-Sedimentationsrate (ESR)-Remissions-Score, zu untersuchen.
Sekundäre Ziele waren die Beurteilung des Behandlungsansprechens nach 5 und 10 Jahren Nachbeobachtung, die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Polypharmazie und AEs sowie die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Polypharmazie und den Komorbiditätsindizes Rheumatic Disease Comorbidity Index (RDCI) und modifiziertem (m)RDCI. Andere RA-Therapien, Analgetika, NSAIDs, Kortikosteroide und topische Behandlungen wurden nicht in die Medikamentenzählung einbezogen. Die Ergebnisse zeigten einen Trend zu einem schlechteren Therapieansprechen in der Polypharmazie-Gruppe (≥2 Medikamente, 32,1% erreichten eine DAS28-ESR-Remission) im Vergleich zur Kontrollgruppe (0-1 Medikamente, 67,9% erreichten eine Remission).
In der adjustierten multivariaten Analyse wurde kein Zusammenhang gefunden. Nach 5 und 10 Jahren Follow-up zeigte die multivariate Analyse einen signifikanten Effekt, allerdings nur, wenn Komorbiditätsindizes nicht berücksichtigt wurden. Nach 10 Jahren Follow-up traten schwerwiegende SARs (61/1.000 Patientenjahre) in der Polypharmazie-Gruppe (71,4%) häufiger auf als in der Kontrollgruppe (57,8%).
Schließlich wurden signifikante Korrelationen zwischen Polypharmazie und RDCI-Scores (r=0,47) bzw. mRDCI-Scores (r=0,49) beobachtet. Dr. Soraya Benamar (Universitätsklinik Montpellier, Frankreich) schlussfolgerte, dass die Ergebnisse darauf hindeuten, dass Polypharmazie ein potenzielles, einfach zu verwendendes Maß für Komorbidität ist.
Quelle:
Benamar S, et al. Polypharmacy is associated with a poorer treatment response and increased risk of adverse events in early rheumatoid arthritis: Data from French cohort Espoir. OP0098, EULAR 2021 Virtual Congress, 2-5 June.