Leitlinien zum Risiko bei nicht-kardiovaskulären Operationen Logo of esanum https://www.esanum.de

Kardiovaskuläre Komplikationen bei nicht-kardialen Operationen

Bei nicht-kardialen Operationen treten immer wieder kardiovaskuläre Komplikationen auf. Prof. Julinda Mehilli berichtet über die Leitlinien zur Risikoeinschätzung solcher Ereignisse.

Interview mit Prof. Julinda Mehilli

ESC-Leitlinie zur Risikoeinschätzung und Management von Patienten, die sich einer nicht-kardialen Operation unterziehen

Diese ESC-Leitlinien enthalten Empfehlungen für die präoperative, operative und postoperative Versorgung von Patienten, die sich einer nicht-kardialen Operation unterziehen. Ziel ist es, kardiovaskuläre Komplikationen zu verhindern, darunter Myokardinfarkt, Thrombose (Blutgerinnsel) in Stents, Herzrhythmusstörungen, Lungenembolie, Schlaganfall und Tod.

Wie werden nicht-kardiale Eingriffe in Bezug auf die Wahrscheinlichkeit kardiovaskulärer Komplikationen unterteilt?

Die Wahrscheinlichkeit kardiovaskulärer Komplikationen hängt von den Eigenschaften des Patienten sowie von der Art des Eingriffs und davon ab, ob es sich um einen elektiven oder dringenden Eingriff handelt. Die Operationen werden in die Kategorien niedriges (weniger als 1%), mittleres (1-5%) und hohes (über 5%) chirurgisches Risiko nach der Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarkts, Schlaganfall oder Tod aufgrund einer Herz-Kreislauf-Erkrankung innerhalb von 30 Tagen unterteilt. So ist beispielsweise eine Knieoperation mit einem geringen  Risiko, eine Pankreas-Operation hingegen mit einem hohen  Risiko eingestuft worden. 

Professor Julinda Mehilli sagt: "Bei Patienten im Alter von 45 bis 65 Jahren ohne Anzeichen, Symptome oder eine Vorgeschichte von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollten ein Elektrokardiogramm (EKG) und Troponin-Messungen vor und nach nicht-kardialen Operationen mit hohem Risiko durchgeführt werden.

Individualisierte Risikoeinschätzung bei Vorhandensein von Komorbiditäten sowie nach einer COVID-19 Infektion

Das Dokument enthält individualisierte Empfehlungen für Patienten mit verschiedenen kardiovaskulären Erkrankungen, Nierenerkrankungen, Diabetes, Krebs, Fettleibigkeit und COVID-19. Im Allgemeinen sollten nach COVID-19, elektive nicht-kardiale Eingriffe bis zur vollständigen Genesung und Optimierung der Komorbiditäten erfolgen.

Bestehende Herzerkrankungen erhöhen das Risiko für perioperative kardiovaskuläre Komplikationen, insbesondere bei älteren Patienten. Alle Patienten mit koronarer Herzkrankheit sollten eine kardiologische Untersuchung erhalten. Die Entscheidung für eine invasive diagnostische Untersuchung und eine Revaskularisierung mit Stents oder eine Bypassoperation vor einer nicht-kardialen Operation sollte individuell auf der Grundlage der Symptome und des Vorhandenseins von koronaren Herzerkrankungen (KHK) getroffen werden.