Diese Viren sollten Sie in der Urologie kennen Logo of esanum https://www.esanum.de

Urologie geht mit neuer EAU-Session viral

Herpes simplex, HIV, HPV, Polyomaviren, Zikaviren und zuletzt SARS-CoV-2 – Viren spielen auch in der Urologie eine immer größere Rolle. Gut, wenn Sie Ihr Wissen dazu jetzt mithilfe unseres EAU-Podcasts auffrischen.

Interview mit Priv.-Doz. Dr. med. Laila Schneidewind sowie mit Prof. Dr. med. Florian Wagenlehner

Urologie geht viral

Viren beeinflussen Lebensläufe

Die Bedeutung der Viren wurde in der Urologie lange vernachlässigt. Nach Zikaviren und SARS-CoV-2 findet hier jedoch langsam ein Wandel statt. Die EAU würdigte die Virologie in diesem Jahr auch erstmals mit einer eigenen Session. Sie ließ die Urologie damit im wahrsten Sinne des Wortes viral gehen.

Ob nun Fertilitätsprobleme nach Masern- oder Mumpsinfektionen, ob Tumoren aufgrund einer HPV-Infektion oder Transplantatreaktionen durch CMV- oder Polyomaviren, virale Infektionen können im urologischen Kontext lebensverändernd sein.

Zum Glück können die Viren aber ebenso gut Lebensläufe im positiven Sinne beeinflussen.

"Ich war während meines Praktischen Jahrs in der Stammzelltransplantation und dort hatte ich eine Patientin mit schwerer Nephropathie infolge einer BK-Polyomavirus-Infektion. Dies brachte mich damals mit der Urologie in Kontakt. Die Virusinfektion meiner Patientin war somit der Auslöser, mich überhaupt mit Urologie zu befassen. Und dort bin ich nun auch geblieben"

Frau PD Dr. Laila Schneidewind im EAU-Podcast.

HPV-Impfung in der Prävention

Eine wichtige Säule im Kampf gegen virale Erreger bleiben die Impfungen, wo verfügbar. So können z. B. auch Jungen ab dem 9. Lebensjahr seit 2018 gegen humane Papillomviren (HPV) geimpft werden. Diese Viren sind u. a. beim Mann für Anal-, Penis- oder Rachenkarzinome verantwortlich. Ebenso verursachen einige Serotypen die sogenannten Kondylome oder Feigwarzen, welche die Sexualität und das Körpergefühl stark einschränken können. Die HPV-Impfung gilt daher als eine sehr gute Möglichkeit, das Risiko für HPV-Infektionen und damit auch für HPV-assoziierte Tumoren zu senken.

Zur Prävention in der urologischen Praxis zählt somit auch der Blick in den Impfausweis der Patientinnen und Patienten. Jedes Jahr im August gibt die STIKO am RKI dazu die aktuellen Impfempfehlungen heraus

Endemien bakterieller Erreger im Blick behalten

Bei aller Faszination für virale Infektionen und deren Folgen in der Urologie, erinnert Prof. Wagenlehner im Podcast auch erneut daran, dass bakterielle Erreger und deren Antibiotikaresistenzen nicht vergessen werden dürfen.

"Im Bereich der entzündlichen Harnwegsinfektionen zeigt sich derzeit zwar eine Entspannung der Lage hierzulande – ein Anzeichen dafür, dass das Antibiotic Stewardship greift –, dennoch ist weiterhin sorgsamer Umgang mit Antibiotika angezeigt"

Prof. Dr. med. Florian Wagenlehner im EAU-Podcast.

Neue Antibiotika wird es in nächster Zeit sicher nicht geben, Reserveantibiotika sollten deshalb dringender denn je auch Reserve bleiben. Prof. Wagenlehner weist zudem darauf hin, dass es mittlerweile auch einige nicht-antibiotische Therapieansätze gibt, die bei Harnwegsinfektionen erfolgreich eingesetzt werden können.  

Kurzbiografie Frau Priv.-Doz. Dr. med. Laila Schneidewind

Frau Dr. Schneidewind arbeitet in der Urologischen Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Rostock. Sie beschäftigt sich dort unter anderem mit transplantationsrelevanten Viren sowie STI im weiteren Sinn und deren Einfluss auf die männliche Fertilität.




 

Kurzbiografie Prof. Dr. med. Florian Wagenlehner

Prof. Wagenlehner ist seit 2016 Direktor der Klinik für Urologie, Kinderurologie und Andrologie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen. Eines seiner Hauptinteressengebiete ist die Infektiologie. Er beschäftigt sich dabei vor allem mit bakteriellen Infektionen in der Urologie, Antibiotikaresistenzen sowie dem Antibiotic Stewardship.