Masturbations-Erektions-Index in der ED-Diagnostik Logo of esanum https://www.esanum.de

Masturbation, ED und Zufriedenheit beim Sex

Seit einigen Jahren fallen mehr und mehr jüngere Männer auf, die über Erektionsstörungen klagen. Dabei kann das Erektionsvermögen situationsbedingt bei Masturbation oder Penetration auch unterschiedlich ausfallen.

Sexbezogene erektile Dysfunktion – Was ist das eigentlich?

Vergleich des Masturbations-Erektions-Index mit dem IIEF

Der Masturbations-Erektions-Index (MEI) wurde kürzlich im Rahmen der Untersuchung von Männern mit erektiler Dysfunktion (ED) validiert. Die Forschenden haben dazu versucht, die Korrelation zwischen dem MEI und den Ergebnissen des weit verbreiteten Internationalen Index für Erektionsfähigkeit (IIEF) in einer Querschnittstudie bei Männern zu analysieren, die wegen ED medizinische Hilfe suchten.

Insgesamt wurden die Daten von 87 Männern analysiert, die sich wegen ED in einem Referenzzentrum vorgestellt hatten. Alle Patienten wurden gebeten, gleichzeitig die Fragebögen für IIEF und MEI auszufüllen. Im Zusammenhang damit wurden ebenso vollständige soziodemografische und klinische Daten erhoben.

Der Schweregrad der ED wurde nach den Kriterien von Cappelleri definiert. Mit einem linearen Regressionsmodell testeten die Forschenden den Zusammenhang zwischen dem MEI, dem IIEF-Gesamtwert und den IIEF-Domänen-Scores.

Je höher der Masturbations-Erektions-Index, desto unbefriedigender der Sex

Im Median waren die Männer bei Vorstellung 44 (3,5-53,5) Jahre alt. Nach den IIEF-EF-Scores gliederte sich der Schweregrad der ED wie folgt auf: keine ED hatten 9 Männer (= 10%), über eine leichte ED klagten 14 Männer (= 16%), eine leichte bis mittelschwere ED hatten 19 Männer (= 22%), eine mittelschwere ED fand sich  bei 12 Männern (= 14%) und eine schwere ED gaben 33 der Männer (= 38%) in der Studie an.

Interessant war dabei auch, dass je schwerer die ED-Symptomatik sich präsentierte, desto höher waren auch die MEI-Werte. Tatsächlich betrug der mittlere MEI-Wert bei Männern ohne ED 7 (3–8) und 19 (10–26) bei Männern mit schwerer ED (p < 0,05).

Bemerkenswert ist zudem, dass 16 Patienten (= 18%) niedrige MEI-Werte hatten – also unterhalb des Medianwertes lagen –, aber dennoch eine mäßige oder schwere sexbezogene ED aufwiesen. Dies bedeutet, dass ihre Erektionsfähigkeit während der Masturbation nicht oder weniger stark beeinträchtigt war, sehr wohl aber im Rahmen der Penetration mit einer Partnerin/einem Partner auftrat.

Was bedeuten diese Ergebnisse für die Praxis?

In der vorliegenden Studie wurde ein univariabler negativer Zusammenhang zwischen den MEI-Werten und den IIEF-Werten für die Gesamtzufriedenheit und den IIEF-Werten für die Zufriedenheit mit dem Geschlechtsverkehr festgestellt.

Das heißt im Wesentlichen: Je höher die MEI-Werte, desto geringer waren die Zufriedenheit mit dem Geschlechtsverkehr und die Gesamtzufriedenheit (p < 0,001) der Männer. Darüber hinaus: Obwohl der MEI-Wert mit zunehmendem Alter abnahm, war er bei jüngeren und älteren Männern mit ED nicht signifikant unterschiedlich.

Insgesamt wies in etwa 1 von 5 Patienten niedrige MEI-Werte und dennoch eine geringere Gesamtzufriedenheit sowie eine geringere Zufriedenheit beim Geschlechtsverkehr auf. Dies verdeutlicht zusätzlich die klinische Relevanz beider Untersuchungen (MEI, IIEF) in der Praxis.

Quelle:
Fallara G et al., A0534: Relevance of self-masturbation-related vs. coital erectile function in the real-life management of patients with erectile dysfunction. Abstract Session 29 - Andrology - Male sexual dysfunction, diagnosis and therapy. 37th Annual EAU Congress 2022, Amsterdam.