Systemische Ansätze in der Psoriasis-Therapie Logo of esanum https://www.esanum.de

Dermatologie trifft auf Rheumatologie in der gemeinsamen Behandlung von Psoriasis-Erkrankungen

Psoriasis und Psoriasis-Arthritis erfordern integrierte Strategien über Fachgebiete hinweg.

Eine systemische Erkrankung, die systemisches Denken erfordert

Der Vorsitzende Prof. Jo Lambert (Gent, Belgien) gab den Ton an, indem er das Publikum daran erinnerte, dass die Psoriasis nicht auf Haut oder Gelenke beschränkt ist. Vaskuläre Komorbiditäten, metabolisches Syndrom und psychosoziale Belastungen unterstreichen den systemischen Charakter der Erkrankung. Die isolierte Behandlung von Patienten birgt die Gefahr einer Unterversorgung; optimale Ergebnisse erfordern die Koordinierung der Strategien und die Festlegung gemeinsamer Ziele durch und Rheumatologen.

Perspektive der Dermatologie: Neudefinition des Schweregrades und der Behandlungsoptionen

Prof. Dr. Sascha Gerdes (Kiel, Deutschland) hob die sich wandelnde Definition der mittelschweren bis schweren hervor. Über die traditionellen PASI- oder BSA-Schwellenwerte hinaus können Lokalisationen wie Kopfhaut, Nägel, Genitalien und Handflächen und Fußsohlen die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen, selbst wenn die gesamte Körperoberfläche nur begrenzt betroffen ist. Die Anerkennung dieser Patienten als Kandidaten für eine systemische Therapie stellt sicher, dass die Behandlung die tatsächliche Krankheitslast berücksichtigt.

Herkömmliche systemische Wirkstoffe – darunter Methotrexat, Fumarat und Cyclosporin – sind nach wie vor weit verbreitet, leiden jedoch unter einer begrenzten Langzeitwirksamkeit. Daten aus der Praxis zeigen durchweg eine höhere Wirkstoffüberlebensrate bei Biologika, insbesondere IL-17- und IL-23-Inhibitoren, die sowohl eine überlegene Hautklarheit als auch eine bessere Verträglichkeit bieten.

Gerdes wies auch auf neue Erkenntnisse hin, dass eine systemische Therapie mehr als nur die Haut beeinflusst: Eine IL-17-Blockade wurde in bildgebenden Untersuchungen mit einer Verringerung der Gefäßentzündung in Verbindung gebracht, was auf einen möglichen Nutzen hinsichtlich des kardiovaskulären Risikos hindeutet. Darüber hinaus kann eine frühzeitige und wirksame systemische Behandlung die Wahrscheinlichkeit eines Fortschreitens von kutaner Psoriasis zu (PsA) verringern, obwohl dies noch untersucht wird.

Schließlich kehren orale Therapien wieder auf den Markt zurück. Apremilast bleibt eine Option für mildere Fälle, aber der TYK2-Inhibitor Deucravacitinib hat eine größere Wirksamkeit bei einem günstigen Sicherheitsprofil gezeigt. Daten aus der klinischen Praxis bestätigen die Wirksamkeit aus Studien und bieten insbesondere jenen eine attraktive Alternative, die ungern mit Injektionstherapien beginnen.

Rheumatologische Perspektive: Leitlinien und Heterogenität

Prof. Laure Gossec (Paris, Frankreich) konzentrierte sich auf die Psoriasis-Arthritis, eine heterogene Erkrankung, die periphere Arthritis, axiale Erkrankungen, Enthesitis und Dactylitis umfasst. Diese Vielfalt erschwert Behandlungsalgorithmen und erklärt die Unterschiede zwischen den Leitlinien.

Die GRAPPA-Empfehlungen stellen Biologika und zielgerichtete synthetische DMARDs auf die gleiche Stufe und ermöglichen so eine flexible Auswahl auf der Grundlage des Phänotyps.

Die EULAR-Leitlinien sind sequenzieller und bevorzugen zunächst konventionelle DMARDs, gefolgt von Biologika und dann oralen zielgerichteten Wirkstoffen.

In der Praxis werden TNF-Hemmer aufgrund ihrer Kostenvorteile und der Vertrautheit der Ärzte nach wie vor häufig eingesetzt, aber IL-17- und IL-23-Hemmer sind besonders wertvoll für Patienten mit erheblichen Hautveränderungen. Bei axialer PsA haben sich nur TNF- und IL-17-Wirkstoffe als wirksam erwiesen, während die IL-23-Blockade unwirksam ist.

Prof. Gossec überprüfte auch die Daten aus klinischen Studien zu Deucravacitinib bei PsA. Phase-II-Studien zeigten signifikante Verbesserungen der ACR20-Reaktionen, und die Phase-III-Studien POETYK PsA-1 und PsA-2 bestätigten die Wirksamkeit mit anhaltenden Reaktionen nach einem Jahr. Obwohl das Medikament noch nicht für PsA zugelassen ist, deuten diese Ergebnisse auf eine mögliche zukünftige Rolle hin, insbesondere für Patienten, die eine orale Therapie bevorzugen.

Aktuelle Themen: Treat-to-Target und Patientenperspektiven

Die Diskussion wandte sich den Treat-to-Target-Strategien zu. Bei Psoriasis sind Ziele wie PASI90 und DLQI 0/1 weithin anerkannt, aber bei PsA bleibt das Erreichen einer minimalen Krankheitsaktivität (MDA) eine Herausforderung, da nur 25–30 % der Patienten dieses Ziel in der Routineversorgung erreichen.

Ein wiederkehrendes Thema war die Diskrepanz zwischen den Einschätzungen der Ärzte und den von den Patienten berichteten Ergebnissen (PROs). Symptome wie Müdigkeit, oder Schmerzen können auch dann noch bestehen bleiben, wenn die objektive Entzündung unter Kontrolle ist, was die Notwendigkeit umfassenderer Endpunkte unterstreicht, die die tägliche Funktionsfähigkeit und das Wohlbefinden widerspiegeln.

Das Gremium war sich einig, dass die Abstimmung der Behandlung auf die Erwartungen der Patienten durch gemeinsame Entscheidungsfindung und multidisziplinäre Kliniken nach wie vor von entscheidender Bedeutung ist, um die Therapietreue und die Ergebnisse zu optimieren.

Ausblick

Das Symposium unterstrich die Bedeutung einer frühzeitigen, intensiven und kooperativen Behandlung der Psoriasis. Dermatologen und müssen sich abstimmen, um den Schweregrad neu zu definieren, zielgerichtete Behandlungsstrategien anzuwenden und die Therapie entsprechend dem Phänotyp anzupassen. Biologika erweitern weiterhin den therapeutischen Horizont, während neue orale Optionen wie Deucravacitinib mehr Flexibilität für Patienten versprechen, die nicht-injizierbare Behandlungen bevorzugen.

Vor allem zeigte die Sitzung, dass Fortschritte bei der Behandlung der Psoriasis nicht mehr fachspezifisch sind. Ein einheitlicher Ansatz über alle Fachgebiete hinweg ist unerlässlich, um von einer teilweisen Kontrolle zu einer Remission und einer verbesserten Lebensqualität zu gelangen.

Quellen:
  1. Lambert J. Introduction. Satellite symposium “Unified strategies in psoriatic disease: Dermatology and Rheumatology perspectives” (Session ID SAT 10.06.01), EADV Congress 2025, Paris/Virtual, 19 Sept 2025, 13:00–13:05 CEST.
  2. Gerdes S, Gossec L. From injectables to oral solutions: navigating the future of psoriatic disease management. Satellite symposium (Session ID SAT 10.06.02), EADV Congress 2025, Paris/Virtual, 19 Sept 2025, 13:05–13:25 CEST.
  3. Gossec L. Hot topic discussion: strategies for achieving optimal patient care. Satellite symposium (Session ID SAT 10.06.03), EADV Congress 2025, Paris/Virtual, 19 Sept 2025, 13:25–13:50 CEST.
  4. Lambert J. Questions and conclusion. Satellite symposium (Session ID SAT 10.06.04), EADV Congress 2025, Paris/Virtual, 19 Sept 2025, 13:50–14:00 CEST.
  5. Armstrong AW, Puig L, Joshi A, et al. Efficacy and safety of deucravacitinib, an oral TYK2 inhibitor, in moderate to severe plaque psoriasis (POETYK PSO-1 and PSO-2): results from two randomised controlled trials. Lancet. 2022;399(10335):1412-23. doi:10.1016/S0140-6736(22)00420-0.
  6. Mease PJ, Helliwell PS, Gladman DD, et al. Efficacy and safety of deucravacitinib in active psoriatic arthritis: results from two phase III trials (POETYK PsA-1 and PsA-2). Ann Rheum Dis. 2025;84(3):233-42. doi:10.1136/ard-2024-225678.
  7. Mease PJ, Smolen JS, Behrens F, et al. EULAR and GRAPPA recommendations for psoriatic arthritis management: differences and commonalities. Ann Rheum Dis. 2023;82(8):1010-8. doi:10.1136/ard-2022-223845.