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Dermatologie auf Social Media – Zwischen Verantwortung, Reichweite und Relevanz

Digital sichtbar – doch um welchen Preis? Das Symposium zur digitalen Dermatologie betonte: Ärztliche Präsenz im Netz braucht klare Prinzipien und ethisches Verantwortungsbewusstsein.

Warum Social Media für Hautärzte relevant ist

Rund 5,2 Milliarden Menschen nutzen soziale Netzwerke weltweit – Tendenz steigend. Gerade in der Dermatologie, wo visuelle Inhalte zentrale Bedeutung haben, suchen Nutzer auf , Instagram oder YouTube nach Ratschlägen zu Aknebehandlung, Haarausfall, Neurodermitis und Co. Doch die Faktenlage ist ernüchternd: Zwei Drittel der dermatologischen Inhalte auf YouTube sind fehlerhaft oder irreführend. Nur 4 % stammen von medizinisch ausgebildetem Fachpersonal.

Karin Veldman, machte dies in ihrem persönlichen Vortrag deutlich. Ihre eigene Erkrankung – das seltene Netherton-Syndrom – hatte sie durch intensive Online-Recherche selbst erkannt, lange bevor sie die offizielle Diagnose erhielt. Fakt ist, wenn medizinisches Fachpersonal nicht präsent ist, übernehmen andere die Bühne – Influencer oder eben Pseudowissenschaftler.

Fehlkommunikation und emotionale Desinformation

Ein zentrales Thema war die Dynamik von -Inhalten: Dramatisch erzählte, emotional aufgeladene Beiträge werden häufiger geteilt und gesehen als sachlich fundierte Aufklärung. Beispiel: Eine Influencerin berichtet schockierend über Nebenwirkungen unter Spironolacton – mit Millionenaufrufen. Ein seriöses Erklärvideo einer Fachärztin: kaum Reichweite.

Der Grund sind die „drei U“: Unwissen, Unverständnis, Unvertrauen. Wer nicht informiert ist, nicht versteht oder ärztlichen Aussagen nicht vertraut, wendet sich emotionaleren Inhalten zu – auch wenn diese falsch sind. Deshalb braucht es Ärzte, die sich authentisch, empathisch und verständlich in Diskussionen einbringen.

Professionelles Verhalten trotz Nähe

Die feinen Fallstricke ärztlicher Online-Präsenz zeigen sich beispielsweise in unbedachten Kommentaren zu Patientenvideos (wie beim Format „Derm-Stitch“), emotionalen Ausbrüchen in Beiträgen oder in Posts, in denen sich Patienten möglicherweise wiedererkennen – all dies kann das Vertrauensverhältnis gefährden und ethische Fragen aufwerfen.

Die Empfehlung:

Social Media als Kommunikationsbrücke

Ein zentrales Bild prägte das Symposium: Social Media als Ozean – weite Informationsflut, algorithmische Strömungen, verborgene Eisberge der . Ärzte und Patienten sitzen auf demselben Schiff. Die Navigation gelingt nur gemeinsam – mit einem „Kompass“ aus evidenzbasierter Medizin und gegenseitigem Respekt.

Dabei dürfen medizinische Inhalte und ärztliche Aufklärung auch unterhaltend und visuell ansprechend sein: Information darf attraktiv verpackt sein, ohne die Seriosität zu verlieren. Die Methode „C.L.E.A.N.S.E your lens“ bietet eine Checkliste für strukturierte Content-Creation: Klarheit, Licht, Belegbarkeit, guter Ton, prägnante Botschaft, Untertitel, Interaktion.

Quellen:
  1. Prof. Dr. Dr. Alexander Zink, Dr. Karlijn Clarysse.Social media in my daily practice (Session ID D3T03.2), EADV Congress 2025, Virtual/Paris, Friday, 19 Sep, 10:15 - 11:45 CEST.
  2. Mrs. Tammi Shipowick, Prof. Aleksandra Lesiak, Dr. Catherine van Montfrans. AI and social media strategies in dermatological practice (Session ID D2T14.1), EADV Congress 2025, Virtual/Paris, Thursday, 18 Sep, 08:30 - 10:00 CEST.