Hariett Langanke erklärt in diesem Podcast zum STI-Kongress 2022 u.a., welchen geistigen Spagat Sexarbeitende häufig eingehen müssen, um überhaupt am Gesundheitssystem teilhaben zu können. Dabei deckt der Öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) häufig die berufliche Seite als Sexarbeiterin oder Sexarbeiter ab.
Themen wie Beruf, Verhütung und Partnerschaft werden in der niedergelassenen Facharztpraxis dann ausgeblendet. Zum Konflikt kann es allerdings kommen, wenn z.B. ein Kinderwunsch besteht, zu dessen Unterstützung die Gynäkologie einen Stopp der Kontrazeptiva empfiehlt. In ihrem Beruf als Sexarbeitende wollen betroffene Frauen dennoch weiter verhüten, verschweigen dies jedoch häufig in der Praxis, um nicht stigmatisiert zu werden.
Zudem berichten immer wieder Patientinnen und Patienten, dass sie STI-Tests beim Arzt oder bei ihrer Ärztin noch immer selbst bezahlen mussten. Oft geschieht dies aus Unsicherheit über die aktuellen Regeln, zum Teil aber auch, weil die betreffenden Ärzt:Innen nicht darüber aufgeklärt wurden, wann Tests erstattungsfähig sind – nämlich immer dann, wenn ein Risikokontakt für eine Infektion nicht ausgeschlossen werden kann und sich ein begründeter Verdacht auf eine STI stellen lässt.
In diesem Zusammenhang sollte immer auch auf weitere STI getestet werden, da sich die Infektionen teilweise gegenseitig bedingen oder oft als Koinfektionen auftreten, wie beispielsweise HIV und Syphilis.
Harriet Langanke ist in Goslar geboren und aufgewachsen. Im Jahr 2007 zählte sie bei der Gründung der Gemeinnützigen Stiftung Sexualität und Gesundheit (GSSG) zu den jüngeren Stifterinnen in Deutschland. Vor der Gründung der GSSG war sie u.a. bis 2001 als Geschäftsführerin der Deutschen AIDS-Stiftung tätig. Harriet Langanke arbeitet zudem seit vielen Jahren erfolgreich als Journalistin und Sexualwissenschaftlerin.