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Endoskopische Therapie von T-Karzinomen

Dr. Ingo Steinbrück, Chefarzt der Medizinischen Klinik des Ev. Diakoniekrankenhauses Freiburg, hat die aktuellen Entwicklungen in der endoskopischen Behandlung von T-Karzinomen vorgestellt und über die Konsultationsfassung der neuen Leitlinie gesprochen.

Tiefen Submukosa-Invasion kein High-Risk-Kriterium mehr

Die endoskopische Therapie von T-Karzinomen hat in den vergangenen Jahren bedeutende Fortschritte gemacht. Die Konsultationsfassung der neuen Leitlinie definiert die Risikofaktoren für Lymphknotenmetastasen neu und ermöglicht eine erweiterte kurative . Innovative Techniken wie die ESD, die Pocket Creation Methode und die endoskopische intermuskuläre Dissektion verbessern die Resektionsqualität und Sicherheit. 

Die neue Leitlinie zur Behandlung von T-Karzinomen enthält eine wesentliche Änderung: Die tiefe Submukosa-Invasion (SM-Infiltration) allein gilt nicht mehr als High-Risk-Kriterium für Lymphknotenmetastasen. Studien, darunter eine zitierte Meta-Analyse (), zeigen ein Risiko von lediglich 2,6 Prozent bei isolierter tiefer SM-Infiltration. Dies führt dazu, dass mehr endoskopisch kurativ behandelt werden können, ohne dass eine onkologische Operation notwendig wäre. “Das bedeutet aber auch, dass wir besser werden müssen, wenn es darum geht, große Polypen im Kolon und im Rektum zu resezieren", sagt Steinbrück. Endoskopische Techniken gewinnen also an Bedeutung.

Vergleich ESD versus EMR

Eine Studie aus dem Jahr 2024 () vergleicht die piecemeal endoskopische Mukosaresektion (p-EMR) mit der endoskopischen submukosalen Dissektion (ESD) bei Adenomen größer 2 Zentimeter. Die ESD zeigt signifikant niedrigere Rezidivraten, allerdings mit einer etwas höheren Rate an unerwünschten Ereignissen, die jedoch meist nicht schwerwiegend sind.

Traktionstechniken zur Verbesserung der ESD

Die Einführung von Traktionstechniken, wie der Clip-with-Line-Methode, hat die ESD deutlich verbessert. Durch Fixierung der Läsion mit Clips und Gummibändern kann der Submukosaraum besser dargestellt und sicherer reseziert werden. Diese verkürzen die Eingriffszeit und erhöhen die Sicherheit, ohne die Komplikationsrate wesentlich zu beeinflussen.

Pocket Creation Methode und Unterwasser-ESD

Die Pocket-Creation-Methode (PCM), eine Tunneltechnik, ermöglicht eine kontrollierte Resektion mit besseren en bloc- und R0-Resektionsraten. In Kombination mit der Unterwasser-ESD, bei der der Submukosaraum mit Kochsalzlösung gefüllt wird, verbessert sich die Sichtbarkeit von Blutgefäßen und die Sicherheit der Resektion.

Management von R1-Resektionen und neue endoskopische Verfahren

Bei basal R1-resezierten Läsionen empfiehlt die Leitlinie in ihrer Konsultationsfassung eine Nachresektion, entweder oder lokalchirurgisch. Die endoskopische Vollwandresektion ist eine Option, insbesondere im Rektum, um Narben oder Residuen en bloc zu entfernen und eine vollständige R0-Resektion zu gewährleisten.

Endoskopische intermuskuläre Dissektion (EID)

Die EID ist eine innovative Technik, die nur im Rektum angewendet wird. Dabei wird zwischen der inneren Ringmuskelschicht und der äußeren Längsmuskelschicht reseziert, was eine tiefere und präzisere Entfernung von Läsionen ermöglicht. Erste Daten aus Holland () zeigen hohe en bloc-Raten und vielversprechende Langzeitergebnisse ohne Fernmetastasen oder Mortalität. Lokalrezidive können häufig endoskopisch behandelt werden, wodurch sekundäre Operationen oft vermieden werden.

Fazit und Ausblick

Die neue Leitlinie, aktuell noch in der Konsultationsfassung, und die verbesserten endoskopischen Techniken erweitern die Möglichkeiten der kurativen Behandlung von T-Karzinomen. Die tiefe SM-Infiltration ist kein alleiniges High-Risk-Kriterium mehr, was mehr Patienten eine schonende endoskopische Therapie ermöglicht. Die Kombination aus ESD, Traktionstechniken, Pocket-Creation-Methode und Unterwasser-ESD verbessert die Resektionsqualität und Sicherheit. Die endoskopische intermuskuläre Dissektion stellt eine vielversprechende Innovation für das dar, deren klinischer Stellenwert noch weiter erforscht werden muss.

Quelle:
  1. Viszeralmedizin 2025, 15. bis 20. September, Congress Center Leipzig CCL. . Sitzung: Frühkarzinome – endoskopische Abtragung reicht aus, 18. September.