Blutdruckmessung: Neue ESC-Leitlinien Logo of esanum https://www.esanum.de

Korrekte Blutdruckmessung: Neue ESC-Leitlinien 2024 betonen Präzision und Methodik

Die neuen ESC-Leitlinien 2024 zur Blutdruckmessung präzisieren: Nur validierte Geräte verwenden, dreimal messen, erste Messung verwerfen. Von kommerziell erhältlichen oszillometrischen Geräten sind nur 6% ausreichend validiert.

Blutdruck richtig messen: Warum nur 6% der Geräte wirklich zuverlässig sind

„Wer den Blutdruck oszillometrisch misst, sollte ein validiertes Blutdruckmessgerät verwenden. Von den kommerziell erwerbbaren Messgeräten, die oszillometrisch arbeiten, sind nur 6 Prozent ausreichend validiert und getestet“, erklärte Bauer. Bei Arrhythmien sollte der Blutdruck konventionell gemessen werden, mittels manueller Auskultation, so die ESC-Leitlinien 2024. 

Die ESC-LL empfehlen, den Blutdruck bei der ersten Messung an beiden Armen zu messen. Falls es eine Blutdruckdifferenz von mehr als 10 mmHg zwischen den Armen gibt, empfiehlt die ESC, sich am höheren Wert zu orientieren. Eine Blutdruckmessung braucht Zeit, auch in der Praxis. Fünf Minuten Ruhe ist Voraussetzung für eine korrekte Messung. In der halben Stunde vor der Messung sollten die Patienten keinen Kaffee und kein Nikotin konsumiert haben. Die Blase sollte entleert sein. Die Patienten sollten sich hinsetzen, die Beine nicht überkreuzen, den Rücken anlehnen und den Arm auflegen. Die Messung sollte auf Höhe des Herzens erfolgen. Einengende Kleidung am Oberkörper sollte ausgezogen werden – den Ärmel des Kleidungsstücks nicht hochrollen, weil dadurch eine Kompression entstehen könnte. 

Drei Messungen im Abstand von ein bis zwei Minuten

In der Klinik oder Praxis sollten drei Messungen im Abstand von ein bis zwei Minuten durchgeführt werden. Der Wert der ersten Messung wird verworfen und der Mittelwert der letzten beiden Messungen für die korrekte Interpretation verwendet. Zudem empfehlen die Leitlinien einen Orthostasetest. Hat der Patient fünf Minuten gesessen oder gelegen und der Blutdruck fällt um 20 mmHg ab, dann liegt eine orthostatische Reaktion vor.

Auch in den Guidelines der European Society of Hypertension (ESH) 2023 wird empfohlen, dreimal zu messen, die erste Messung zu verwerfen und die beiden letzten Messungen zu mitteln. Die ESH gibt darüber hinaus konkrete Empfehlungen zu adäquaten Blutdruckmessgeräten. Die ESC empfiehlt für die Messung zu Hause fünf Minuten Ruhe. Die Patienten sollten dabei sitzen, die Beine nebeneinander stellen und den Rücken anlehnen. Dann sollten zwei Messungen im Abstand von einer Minute erfolgen. Über drei bis sieben Tage sollte morgens und abends gemessen werden, so die Empfehlung von beiden Leitlinien. 

Langzeitmessung: ESH schlägt auch nachts kürzere Intervalle vor

Bei den 24-Stunden-Messungen empfiehlt die ESC-Leitlinie, tagsüber in Intervallen zwischen 15 und 30 Minuten den Blutdruck  zu messen, nachts reichen 30 bis 60 Minuten, am besten mit gleichzeitiger Dokumentation, was der Patient zum Messzeitpunkt gemacht hat. Die ESH empfiehlt kürzere Intervalle und schlägt vor, Tag und Nacht alle 20 Minuten zu messen.

Als Messmethoden werden die Office-Blutdruckmessung, die Messung zu Hause und die 24-Stunden-Langzeitmessung genannt. Bei Vorliegen eines zu hohen Blutdrucks fordern ESC und ESH ein Basislabor und ein 12-Kanal-EKG. Die ESC empfiehlt, auch Triglyceride, Hämoglobine und TSH abzunehmen. Sollten sich beim EKG Auffälligkeiten zeigen oder Zeichen einer kardiovaskulären Erkrankung vorliegen, empfiehlt die ESC eine Echokardiographie. 

Im Hinblick auf hypertensiv bedingte Endorganschäden empfehlen beide Leitlinien eine Untersuchung des Organs, wenn klinische Zeichen darauf hindeuten. Die ESC empfiehlt außerdem eine Echokardiographie bei Patienten mit Bluthochdruck und EKG-Anomalien oder Anzeichen oder Symptomen einer Herzerkrankung. 
Bei allen Patienten mit Bluthochdruck gilt es, Serumkreatinin, eGFR und Urin-ACR zu messen. Wenn eine mittelschwere bis schwere CKD diagnostiziert wird, sollten die Messungen von Serumkreatinin, eGFR und Urin-ACR mindestens jährlich wiederholt werden. Eine Funduskopie ist nötig, wenn der Blutdruck bei über 180/110 mmHg liegt, zur Abklärung hypertensiver Notfällen und bei maligner Hypertonie sowie bei Hypertonie-Patienten mit Diabetes.

Quellen:

  1. 91. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK), 23. bis 26. April, Congresscentrum Rosengarten, Mannheim.
    https://herzmedizin.de/fuer-aerzte-und-fachpersonal/kongresse/dgk-jahrestagung-2025.html
    Sitzung: Neue Leitlinien zur arteriellen Hypertonie – Welche ist denn jetzt die richtige? 24. April

https://leitlinien.dgk.org/2024/2024-esc-guidelines-for-the-management-of-elevated-blood-pressure-and-hypertension/ (ESC Leitlinien 2024)

https://journals.lww.com/jhypertension/fulltext/2023/12000/2023_esh_guidelines_for_the_management_of_arterial.2.aspx (Guidelines)

https://www.stridebp.org/ (Empfehlungen)