SGLT-2-Inhibitoren: Vorteile und Risiken im Überblick Logo of esanum https://www.esanum.de

SGLT-2-Inhibitoren bei Diabetikern

SGLT-2-Inhibitoren werden klassischerweise Diabetikern verordnet. Wie ist der aktuelle Stand der Entwicklung für diesen Anwendungsbereich?

Das sollten Sie wissen:

SGLT-2-Inhibitoren greifen in den Stoffwechsel ein

Die Arzneistoffe blockieren die Glucose-Reabsorption in der Niere, was zur Ausscheidung von Glucose über den Urin führt. So wird der Blutzuckerspiegel gesenkt und auch der HbA1c verbessert. Zusätzlich verringern die Wirkstoffe das kardiovaskuläre und renale Risiko, wie mehrere Studien belegen konnten. 

Durch die Ausscheidung von Glucose über den Urin, kommt es zu einer verminderten Energiefreisetzung durch die Nahrung, was dazu führt, dass Patientinnen und Patienten, die SGLT-2-Inhibitoren einnehmen, an Gewicht verlieren. Interessanterweise verringert sich bei diesen Menschen auch der Anteil an viszeralem Fett. Im Tiermodell konnte darüber hinaus sogar eine Verbesserung der Fettleberkrankheit erreicht werden: das in der Leber eingelagerte Fett wurde weniger. 

Die Reduktion des ektopen Fettes ist deshalb wichtig, da es den Insulinstoffwechsel direkt stört und eine Insulinresistenz hervorruft.

Auswirkung auf diabetische Erkrankungen

SGLT-2-Inhibitoren verhindern durch ihre Wirkweise eine Hyperglykämie, fördern einen Gewichtsverlust und vermindern oxidativen Stress bei Diabetikern. Eine neue Studie aus dem Jahr 2022 zeigte, dass Probanden mit Herz- oder Niereninsuffizienz, die den SGLT-2-Inhibitor Dapagliflozin einnahmen, weniger häufig an Typ-2-Diabetes erkrankten als die Placebogruppe. So ist es nicht überraschend, dass diese Arzneimittelgruppe in die Leitlinien verschiedener Fachbereiche Einzug gehalten hat.

Auch in den deutschen Leitlinien zur Behandlung des Typ-2-Diabetes wird die frühe Gabe von SGLT-2-Inhibitoren zusätzlich zu Metformin für diejenigen empfohlen, die ein erhöhtes kardiovaskuläres oder renales Risiko haben. Für alle anderen Patientinnen und Patienten bleibt Metformin die First-Line-Therapie der Wahl.

Risiko atypische Ketoazidose

Obwohl es in Studien zu einer signifikanten Reduktion des HbA1c bei Typ-1-Diabetikern, die SGLT-2-Inhibitoren einnahmen, kam, wurde die Zulassung der Arzneimittel für diese Indikation im Oktober 2021 zurückgenommen. Der Grund hierfür war das vermehrte Auftreten von atypischen Ketoazidosen.

Ein Risiko für atypische Ketoazidosen besteht unter Therapie mit SGLT-2-Inhibitoren ohnehin, insbesondere in katabolen Stoffwechselsituationen. Besonders betroffen sind also Personen mit akuten Erkrankungen, nach größeren Operationen und bariatrischer Chirurgie sowie exzessivem Alkoholkonsum und Low-Carb-Diäten. Hier sollten SGLT-2-Inhibitoren pausiert werden, um eine Ketoazidose zu vermeiden.

Fazit für die Praxis

SGLT-2-Inhibitoren haben viele positive Effekte auf den Gluosestoffwechsel bei Typ-2-Diabetikern. Insgesamt sind sie sicher und gut anzuwenden, jedoch muss das Ketoazidoserisiko bedacht und atypische Varianten der Erkrankung in Erwägung gezogen werden. Zusätzlich sollten diese Arzneimittel nicht angewendet werden, wenn davon ausgegangen werden muss, dass nicht genug Insulin vorhanden ist. 

Quelle:
Session: New-Kids-On-The-Block: SGLT-2-Inhibition
Karrasch, Thomas, apl. Prof. Dr. med., UKGM Gießen, SGLT-2-Inhibition für jeden Patienten mit Diabetes?, 128. Kongress der DGIM, 03.05.2022