- Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und medizinische Onkologie (DGHO), 24.-27. Oktober 2025, Messe Köln.
- Swedish Orphan Biovitrum GmbH: DLBCL & ITP - Therapiesequenzen in der klinischen Praxis
Das diffuse großzellige B-Zell-Lymphom (DLBCL) ist der häufigste Vertreter der B-Zell-Lymphome. Es ist aggressiv, kann generell in jedem Alter auftreten, das Erkrankungsrisiko steigt jedoch mit zunehmendem Lebensalter. Das relative 5-Jahres-Überleben liegt bei 60%.
Die aktuellen empfehlen in der Erstlinie eine risikobasierte Therapie. Bei Patienten mit höherem Risiko sollte R-Pola-CHP gegeben werden, bei Patienten mit limitiertem Stadium oder niedrigem Risiko ist die R-CHOP-Therapie der Standard. Dennoch erleiden 40% der Patienten im Therapieverlauf ein Rezidiv. Früher folgten darauf die autologe und dann die allogene Stammzelltransplantation. Der Therapiealgorithmus ist inzwischen komplexer geworden und berücksichtigt die Zeit bis zum Rezidiv innerhalb von 12 Monaten und die individuelle Patienten-Fitness.
Weisen die Patienten ein frühes Rezidiv auf und sind fit, ist die CAR-T-Zell-Therapie heute der Standard, bei unfitten Patienten das STARGLO-Regime (Glofitamab). Bei Patienten, die später als 12 Monate ein Rezidiv erleiden, ist die autologe Transplantation weiterhin Standard. Erst bei einem weiteren Rezidiv käme dann eine CAR-T-Zell-Therapie zum Einsatz. Für die unfitten Patienten kommt das STARGLO-Regime infrage. Letztlich sollte, so Hess, bei einem Drittel der Patienten ein zweiter kurativer Ansatz in Betracht gezogen werden.
Loncastuximab-Tesirin ist ein CD19-Antikörper mit einem zytotoxischen Payload, intravenös verabreicht wird das Toxin freigesetzt. In der LOTIS-2-Studie (DOI:) konnte seine Effektivität gezeigt werden. Die Patienten befanden sich in weit fortgeschrittenem Stadium mit mehreren Vortherapien, waren im Mittel 65 Jahre alt, wiesen einen ECOG von 1 und weitere Risikofaktoren auf. Mit einer Remission sprachen 48,3% auf die Therapie an. Auch therapiefrei kam es zu dauerhafter Krankheitskontrolle, berichtete Hess.
Nun wird auf die finalen Ergebnisse der Phase-III-Studie LOTIS-5 (DOI:) gewartet, in der Loncastuximab+ Rituximab gegen den Standard R-GemOx (Rituximab+Gemcitabin+Oxaliplatin) getestet wird. Die Auswertung dazu läuft, in einem initialen Safety Run mit 20 Patienten lag das mediane PFS bei 8,3 Monaten, die mediane Krankheitskontrolle ebenfalls bei 8 Monaten. Beim Vergleichsparameter GemOx (STARGLO-Studie) habe das mediane PFS bei 3 Monaten gelegen.
„Den Vergleich mit dem Chemo-Immunarm muss man abwarten, aber auf den ersten Blick sind die Ergebnisse dem alten Standard womöglich überlegen“, so Hess. Mit LOTIS-7-Studie () sollen neue Therapiekonzepte etabliert werden. Untersucht werden unterschiedliche Kombinationspartner, z.B. Loncastuximab plus Glofitamab. Eine erste Analyse zu 41 Patienten zeigt Komplett-Remissionsraten um 86% und Gesamt-Ansprechraten von 93%. Es scheine einen gewissen Synergismus zu geben, konstatierte Hess: „Longcastuximab ist aus meiner Sicht einer unserer Therapie-Bausteine.“
Dass Loncastuximab auch für ältere DLBCL-Patienten und auch nach CAR-T-Zell-Therapie eine Option sein kann, machte Dr. Düll deutlich. Der 70 Jahre alte Mann mit Diabetes, Bluthochdruck, Nierenfunktionseinschränkung und VHF wurde mit IPI 4 in den FRONT-MIND-Trial (DOI:) eingeschlossen. Der Patient erreichte darunter eine Komplett-Remission, relabierte 4 Monate später und erhielt eine CAR-T-Zell-Therapie, die eine Krankheitsstabilisierung erbrachte.
Zunächst sprach der bispezifische Antikörper Epcoritamab an und es kam zu einer partiellen Remission, 3 Monate später aber zur Progression. Eine erneute Biopsie ergab: CD19/CD20 positiv. Der Patient bekam Loncastuximab, ist in Komplett-Remission gegangen, bei überschaubarer Toxizität. Ein Jahr danach befindet er sich noch immer in Komplett-Remission.
Die Immunthrombozytopenie zählt zu den Orphan Diseases (bei Erwachsenen liegt die ITP-Inzidenz zwischen 0,2 - 0,4 Neuerkrankungen pro 10.000/Jahr und die Prävalenz bei 0,9 - 2,6 pro 10.000). Einen spezifischen Labortest gibt es nicht, betonte Dr. Stauch. Für eine ITP spricht:
Die Erstlinientherapie erfolgt mit Glukokortikoiden für maximal 6 bis 8 Wochen. Bei Nicht-Ansprechen, schlechter Verträglichkeit, starken Nebenwirkungen oder Thrombozytopenie-Rezidiv nach ≤ 6 Monaten kommen in der Zweitlinie die Thrombopoetin-Rezeptor-Agonisten (TRA) Eltrombopag und Romiplostim unmittelbar nach Steroid-Versagen und die TRAs Fostamatinib und Avatrombopag nach dem 12. Erkrankungsmonat zum Einsatz. Avatrombopag ist sicher und wirksam bei der chronischen ITP, ist auch in der TRA-Rotation ein sinnvolles Therapiekonzept, und in Kombination mit Fostamatinib wirksam und sicher. Da es kaum prospektive Daten zur Immunthrombozytopenie (ITP) gibt, empfahl Stauch die Teilnahme am .
In der AVESPA-Studie (DOI:) wurden die Effektivität und Sicherheit von AVA untersucht, eingeschlossen waren 268 Patienten, mittleres Alter Ende 50. Primärer Endpunkt war die Thrombozytenzahl (> 50.000). AVA erhöhte die Thrombozytenzahl über die kritischen Werte bei ≥ 90% der ITP-Patienten, unabhängig vom Schweregrad, in der Regel innerhalb von 2 Wochen und mit geringen Nebenwirkungsraten. Über 60% der Patienten reduzierten oder stellten zusätzliche Therapien ein, bei Glukokortikoiden waren es sogar 80%. Auch die Zwischenergebnisse der zeigen hohe Ansprechraten bei erwachsenen Patienten mit niedrigen Thrombozytenzahlen zu Beginn der AVA-Behandlung. Das Ansprechniveau blieb während des größten Teils der Nachbeobachtungszeit erhalten.