Therapieoptionen bei Hodgkin-Lymphom & Polycythaemia Vera Logo of esanum https://www.esanum.de

Fortschritte in der Therapie des Hodgkin-Lymphoms und der Polycythaemia Vera

Können ältere Hodgkin-Patienten doch von intensiveren Therapien profitieren? Und wie lässt sich die belastende Aderlass-Therapie bei Polycythaemia Vera endlich vermeiden? Dr. Philipp le Coutre präsentierte neue Ansätze für beide Herausforderungen.

Neue Therapieansätze bei Hodgkin-Lymphom und Polycythaemia Vera

Vom Hodgkin-Lymphom sind vor  allem Jugendliche und junge Erwachsene betroffen, es kann aber auch im höheren Lebensalter auftreten, ca. 25% aller Patienten mit Hodgkin-Lymphom sind älter als 60 Jahre. Wie Dr. Justin Ferdinandus von der Universitätsklinik Köln deutlich machte, haben ältere Patienten mit Hodgkin-Lymphom schlechtere Outcomes und limitierte Standardoptionen haben. Bislang galt der Standard BrECADD (Brentuximab Vedotin, Etoposid, Cyclophosphamid, Doxorubicin, Dacarbazin, Dexamethason) für diese Gruppe als nicht geeignet und ABVD/BV-AVD zeigen eine moderate Wirksamkeit.

Doch auch ältere Patienten mit fortgeschrittenem Hodgkin-Lymphom können bei Beachtung bestimmter Vorsichtsmaßnahmen von der BrECADD profitieren. Das zeigt die auf dem JCO 2025 vorgestellte Auswertung der kleinen HD21 Older Cohort (DOI:) der großen Phase-III-Studie HD21. Die Subgruppe umfasst 85 Patienten im Alter von 61 bis 75 Jahren mit fortgeschrittenem Hodgkin-Lymphom (AS-cHL), medianes Alter 66,5 Jahre. Primärer Endpunkt war die vollständige Remissionsrate, sekundäre Endpunkte waren unerwünschte Ereignisse, behandlungsbedingte Morbidität, Durchführbarkeit, progressionsfreies Überleben (PFS) und Gesamtüberleben (OS). 87% der Patienten wiesen Begleiterkrankungen auf.

Insgesamt erhielten 85% der Patienten die geplante Anzahl von Zyklen (4x BrECADD) und 12% erhielten eine konsolidierende . Neutropenisches Fieber trat bei 54% der Patienten auf, und die TRMB-Rate betrug 77%. Eine sensorische Neuropathie jeglichen Grades trat bei 38% der Patienten auf. Wie Ferdinandus hervorhob, ist eine PET-gesteuerte BrECADD bei älteren Patienten durchführbar und sicher, erfordert jedoch häufigere Dosisanpassungen als bei jüngeren Patienten. Das BrECADD-Schema erzielte eine hohe 2-Jahres-PFS-Rate, vergleichbar mit den Werten, die bei jüngeren Patienten in der Studie HD21 beobachtet wurden. Empfohlen wird daher die PET-gesteuerte BrECADD als Behandlungsstrategie für neu diagnostizierte AS-cHL-Patienten im Alter von 61 bis 75 Jahren.

Dass Nivolumab-AVD womöglich eine Option für ältere AS-cHL-Patienten sein könnte, zeigt eine Subgruppenanalyse der Phase-III-Studie S1826 (DOI:) in der 99 Patienten (60 Jahre und älter) entweder auf (N)-AVD oder Brentuximab Vedotin (BV)-AVD randomisiert wurden.  Bei einer medianen Nachbeobachtungszeit von 2,1 Jahren betrug das 2-Jahres-Progressionsfreie Überleben 89% nach N-AVD (n = 50) und 64% nach BV-AVD (n=49).

Trotz häufigerer Neutropenie bei N-AVD traten febrile Neutropenie, Sepsis und Infektionen sowie periphere Neuropathie häufiger bei BV-AVD auf.

Polycythaemia Vera – neue therapeutische Ansätze

Die Polycythaemia Vera – eine chronische myeloproliferative Neoplasie (MPN) – ist eine seltene Erkrankung, die Inzidenz der PV liegt bei 1,57 pro 100 000 Personenjahren. Der Häufigkeitsgipfel liegt bei 60 Jahren, Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Hauptmerkmal der Erkrankung ist die pathologisch gesteigerte Produktion roter Blutzellen, die den normalen Regulationsmechanismen der Erythropoese nicht unterliegt. Häufigste Komplikationen sind arterielle und venöse Thrombosen. Risikofaktoren sind ein höheres Lebensalter und eine Thrombose in der Anamnese.

Geeignete Therapien sollen dieses Risiko reduzieren, indem sie den Hämatokritwert anhaltend auf <45% senken. Standard ist der Aderlass mit oder ohne zytoreduktive Therapie. Allerdings ist dieser für die Betroffenen belastend und reicht oftmals nicht aus, um den Hämatokrit dauerhaft zu kontrollieren, erklärte Dr. Philipp le Coutre, Charité Berlin.

Die Therapie ist in erster Linie auf die primäre und sekundäre Prävention der thromboembolischen Komplikationen ausgerichtet. Für die zytoreduktive Primärtherapie stehen Hydroxyurea (Hydroxycarbamid) oder pegyliertes Interferon alpha (Peg-IFN-alpha) zur Verfügung, während der Tyrosinkinase-Inhibitor (TKI) Ruxolitinib für die Zweit- oder Mehrlinientherapie zugelassen ist.

Die Therapie ist in erster Linie auf die primäre und sekundäre Prävention der thromboembolischen Komplikationen ausgerichtet. Für die zytoreduktive Primärtherapie stehen Hydroxyurea (Hydroxycarbamid) oder pegyliertes Interferon alpha (Peg-IFN-alpha) zur Verfügung, während der Tyrosinkinase-Inhibitor (TKI) Ruxolitinib für die Zweit- oder Mehrlinientherapie zugelassen ist. In der Phase-II-Studie REVIVE (DOI:) hat das Hepcidin-Mimektikum Rusfertid hohe Ansprechraten und eine gute Hämatokrit-Kontrolle gezeigt. In der Phase-III-Studie VERIFY (DOI:) konnte es den Anteil der Patienten mit Phlebotomie-Abhängigkeit sowie das Ausmaß belastender Symptome reduzieren. Unterschiedliche Therapieoptionen adressieren spezifische medizinische Bedürfnisse, so Coutre und wies darauf hin, dass klinische Daten zu Kombinationstherapien noch ausstehen.

Forschungspreise zum Nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC)

Mehrere Forschungsarbeiten zum NSCLC wurden mit Preisen gewürdigt. Für ihre Arbeit „Anti-P329G-Adapter-CAR-T-Zellen (DOI:) für die modulare Zielerkennung bei Lungenkrebs“ wurde Dr. Sophia Stock mit dem ersten Platz des Takeda Forschungspreises ausgezeichnet. Nach Aktivierung durch diverse Lungenkrebszelllinien zeigen Anti-P329G CAR-T-Zellen eine effiziente Effektorfunktion. Adapter-CAR-T-Zellen können einige Limitationen der CAR-T-Zelltherapie überwinden.

Die Anti-P329G-CAR-T-Zell-Adapterplattform bietet eine vielseitige Strategie für die Behandlung von Lungenkrebs. Die Antitumoraktivität konnte in vitro, in immundefizienten Mausmodellen und in ex vivo-Modellen von Patienten nachgewiesen werden. Die Plattform kann mit mehreren zielspezifischen Antikörpern kombiniert werden, was sie zu einem vielversprechenden Instrument macht.

Für ihre Phase-II-Kohortenstudie ROSE (DOI:) (Strahlenexposition während der Behandlung mit Osimertinib) wurden Prof. Dr. Amanda Tufman und PD Dr. Diego Kaufmann-Guerrero mit dem 2. Platz ausgezeichnet. Ebenfalls mit dem 2. Platz ausgezeichnet wurde PD Dr. Marcel Wiesweg für seine Arbeit (DOI: ) zu Behandlungssequenzen bei BRAF-V600-mutiertem NSCLC: Erstlinien-zielgerichtete Therapie versus Erstlinien-(Chemo-)Immuntherapie.

Quellen:
  1. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und medizinische Onkologie (DGHO), 24.-27. Oktober 2025, Messe Köln. 
  2. Takeda Pharma Vertrieb GmbH & Co. KG: Fortschritte in der Onkologie: Neue Therapieansätze und Auszeichnung innovativer Forschung Entitäten: Hodgkin-Lymphom, NSCLC