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Docetaxel beim hormonsensitiven Prostatakarzinom

Ist ein Patient mit hormonsensitivem Prostatakarzinom fit für die Chemotherapie, soll er standardmäßig mittels androgener Deprivation plus Docetaxel behandelt werden.

Ist ein Patient mit hormonsensitivem Prostatakarzinom fit für die Chemotherapie, soll er standardmäßig mittels androgener Deprivation plus Docetaxel behandelt werden.

Das Prostatakarzinom ist noch immer die zweithäufigste Todesursache des Mannes. Im Anfangsstadium handelt es sich um eine primär lokalisierte Tumorerkrankung, welche im weiteren Verlauf metastasiert, testosteronresistent wird und schließlich zum Tod des Patienten führt. Für das früh metastasierte, hormonsensitive Prostatakarzinom (mHSPC) galt lange Zeit die androgene Deprivationstherapie (ADT) als alleiniger palliativer Standard. Doch neue Studien zeigen nun, dass Chemotherapie-geeignete Patienten auch in dieser frühen Tumorphase von der Kombination aus ADT plus Chemotherapie, z. B. Docetaxel, erheblich profitieren.

Die aktuelle S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Urologie e. V. (DGU) empfiehlt, "Patienten in gutem Allgemeinzustand (ECOG 0–1) mit metastasiertem (M1), hormonsensitivem Prostatakarzinom zusätzlich zur Androgendeprivation eine Chemotherapie mit Docetaxel oder eine ergänzende antihormonelle Therapie mit Abirateron (plus Prednison / Prednisolon) anzubieten".1

Welche Studien stützen die Leitlinien-Empfehlung?

Grund dafür sind die ausgesprochen positiven Daten der CHAARTED- und der STAMPEDE-Studien. So zeigte sich unter anderem in der CHAARTED-Studie eine Überlegenheit der Kombination aus ADT und Docetaxel in der Behandlung des mHSPC (M1). Die Kombination mit Chemotherapie brachte 13,6 Monate mehr Gesamtüberleben für die behandelten Patienten. Dieser Vorteil war so überzeugend, dass die Docetaxel-Behandlung zusätzlich zur ADT beim mHSPC seit 2016 "neuer" Standard in der deutschen S3-Leitlinie ist.

Ganz ähnliche Ergebnisse erbrachte auch die STAMPEDE-Studie, welche als Multi-Arm-Studie, den Einfluss aktuell verfügbarer Behandlungsregime fortlaufend gegeneinander vergleicht. Die Daten für eine Docetaxel-basierte, mit ADT kombinierte Chemotherapie zeigten ebenfalls einen Gewinn von etwa 15 Monaten für Patienten mit mHSPC gegenüber ADT allein.

Probleme bei Docetaxel und Alternativen

Ein großes Problem in der Therapie des Prostatakarzinoms besteht bei den High risk/High volume-Patienten, also jenen, die unter einem aggressiven Tumor und/oder einer großen Tumorlast leiden. In diesen Fällen ist Docetaxel leider nicht immer ausreichend wirksam, obgleich die Mehrzahl dieser Patienten eine Verbesserung der Lebensqualität innerhalb von drei Monaten erfährt. Bis zu 20% versterben dennoch innerhalb von 24 Monaten.

Was also diesen Männern anbieten, wenn Docetaxel/ADT versagt und es zu einem PSA-Anstieg kommt (= biochemischer Progress)? In high risk/high volume-Situationen gibt es die Möglichkeit, dem Patienten Abirateron zu geben, welches die Antihormontherapie unterstützt und den PSA-Wert so zusätzlich niedrig hält.

Abirateron hat zudem einen mit Docetaxel identischen Vorteil für das Gesamtüberleben der Patienten und deshalb ebenso eine Zulassung für die Erstlinientherapie beim mHSPC. Allerdings ist Abirateron aufgrund seines positiven Effektes auf alle Patienten-Subgruppen ganz besonders bei high risk/high volume-Patienten indiziert. Wichtig ist dabei, nicht die parallel zu verabreichende protektive Prednison-Gabe zu vergessen, da Abirateron ein höheres Risiko für Hypertonie und Hypokaliämie mit sich bringt.  

Fazit

Aufgrund der überzeugenden Datenlage mit einer Steigerung des Gesamtüberlebens beim mHSPC um bis zu 15 Monate, empfiehlt die aktuelle S3-Leitlinie "Prostatakarzinom" den Einsatz von sechs Zyklen Docetaxel + ADT als Standardtherapie beim Chemotherapie-geeigneten Patienten. Alternativ kann zudem vor allem in der high risk / high volume-Situation auf das gleichwertig wirksame Abirateron zurückgegriffen werden.  

Quellen:
1. Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms; Kurzversion 5.0 – April 2018; AWMF-Register-Nummer 043/022OL
Fortbildung "Prostatakarzinom: hormonsensitive metastasierte Erkrankung", Docetaxel in der hormonsensitiven Situation (M. Krainer), DGHO-Kongress, 30.09.2018, Wien