Einfluss von Omega-3-Fettsäuren auf Entzündungsprozesse Logo of esanum https://www.esanum.de

Omega-3-Fettsäuren als Modulator der metabolischen Entzündung

Wie Omega-3-Fettsäuren Entzündungsprozesse, die für die Entstehung von Diabetes mellitus Typ 2 verantwortlich sind, beeinflussen können und was das Besondere an der Fettsäure EPA ist, erfahren Sie hier.

Das sollten Sie über die anti-inflammatorischen Effekte der Omega-3-Fettsäuren wissen:

"Wundermittel" Omega-3-Fettsäure

Die Omega-3-Fettsäuren (Omega-3-FS) beschäftigen die Fachleute schon seit vielen Jahren. Besonders viel Aufmerksamkeit wird Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) geschenkt. Trotz zahlreicher Studien sind aber noch viele Aspekte hierzu unklar. Was bewirken die Omega-3-FS genau? Welchen Einfluss hat die exakte Zusammensetzung einer Substitution und wie viel sollte man einnehmen? Hinzu kommt, dass immer mehr positive Auswirkungen der essenziellen Fettsäuren auf die Gesundheit bekannt werden. So sollen sie nicht nur bei der Senkung der Blutfette helfen, sondern auch durch einen anti-inflammatorischen Effekt Entzündungsprozesse im Körper reduzieren, die bei der Entstehung des Diabetes mellitus Typ 2 und auch am Alterungsprozess beteiligt sind.

Im Einzelnen haben Omega-3-FS folgende Wirkung:

Wirkmechanismus der einzelnen Omega-3-FS

Worauf der antientzündliche Effekt beruht, wurde mittlerweile ausgiebig erforscht. Er basiert auf zwei grundlegenden Mechanismen: Zum einen lagern sich EPA und DHA statt der pro-inflammatorischen Arachidonsäure in die Zellmembran ein, zum anderen aktivieren diese membrangebundene Rezeptoren wie GPR120. Die Folge ist ein Absinken der entzündungsfördernden Zytokine, wie z. B. Prostaglandin.

Forschungsdaten konnten bereits zeigen, welche positive Auswirkung die gezielte EPA-Supplementierung auf pro-inflammatorische Prozesse hat. Je mehr EPA dabei zugeführt wird, desto größer ist dieser Effekt. So sank im Rahmen einer Studie unter der täglichen Einnahme von 4 g EPA die Konzentration von Prostaglandin um ca. 50%.

Omega-3 ist nicht gleich Omega-3

Auch mit dem Ziel, eine Hyperlipidämie günstig zu beeinflussen, müssen die Omega-3-FS hochdosiert eingenommen werden (ca. 3 bis 4 g täglich). Was die Modulation der Blutfette angeht, scheinen sich EPA und DHA aber grundlegend in ihrer Wirkung zu unterscheiden: EPA soll signifikant stärker das LDL-Cholesterins reduzieren, wohingegen DHA sogar zu einem Anstieg des Cholesterins führen kann. Bezüglich der Reduktion der Triglyceride ist hingegen DHA effizienter.

Der Grund dafür könnte der unterschiedliche Aufbau der beiden Fettsäuren sein. Während sich EPA problemlos in Zellwände integriert, schafft die Einlagerung von DHA Raum für Cholesterinkristalle, die sich zusätzlich in der Membran einbauen.

Relevanz im klinischen Alltag: Einsatz von Omega-3-FS

Zwar mehren sich die Hinweise, dass insbesondere EPA mit einem hohen Benefit für Kardioprotektion, Entzündungshemmung und LDL-Cholesterinsenkung einhergeht, allerdings ist es noch recht unklar, wie sich dieses Wissen in den klinischen Alltag integrieren lässt. Die Datenlage ist nämlich recht heterogen, was Dosierung und Co. angeht – uneinheitliche Studienkollektive und der Einsatz verschiedener Substanzen in unterschiedlicher Dosierung sind maßgeblich hierfür verantwortlich. Wie Prof. Dr. Lehrke treffend formuliert:

"Es tut sich zwar viel, aber wenig ist zielführend."

Fazit für die Praxis:

Noch scheint es schwierig, eine prinzipielle Empfehlung bezüglich der Substitution mit Omega-3-FS zu geben. Generell sprechen die bisher erhobenen Daten am ehesten für eine Supplementierung mit EPA in hoher Dosierung. Analog hierzu wird bereits die Einnahme von zweimal täglich 2 g EPA in der aktuellen ESC-Leitlinie zur Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen erwähnt. Demnach können sie als Begleittherapie zusätzlich zur Statin-Medikation für Personen mit Hyperlipidämie bei hohem Herzkreislauf-Risiko nützlich sein.

Quellen:
Lehrke, Michael, Prof. Dr. med., Uniklinik RWTH Aachen, Sitzung: Metabolische Entzündung, Vortrag: Die Rückkehr der Omega-3-Fettsäuren als anti-inflammatorische Therapeutika, Diabetes Kongress 2022, Berlin, 27.05.2022.