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Folgen der Corona-Pandemie auf die psychische Gesundheit von Kindern

Warum belastet die Corona-Pandemie gerade Kinder und Jugendliche? Welche psychischen Folgen sind am häufigsten und welches Vorgehen wird in der Praxis empfohlen?

Interview mit Prof. Dr. Susanne Walitza

School is out for COVID-19

Die Schließung der Schulen war für viele Kinder und Jugendliche von großer Bedeutung. Die strikte Einschränkung der sozialen Kontakte ging mit einem Rückgang des psychischen Wohlbefindens einher.1,2 Die psychosoziale Versorgung von Kindern und Jugendlichen wurde auf unterschiedlichen Ebenen beeinflusst.  Am schlimmsten traf es gefährdete Kinder. Aufgrund der Schulschließungen ließ die Betreuung dieser Kinder durch ihre Schulsozialarbeiterinnen und -arbeiter nach.1

Die COVID-19-Pandemie erhöhte das Risiko der Kindesmisshandlung 

Während der COVID-19-Pandemie bestand ein erhöhtes Risiko für diejenigen Kinder, die in Familien mit einem erhöhten Misshandlungsrisiko lebten. Daten der deutschen Medizinischen Kinderschutzhotline zufolge kam es vermehrt zu körperlichen Misshandlungen und sexuellen Übergriffen.1

Chronifizierung von schulbezogenen Symptomen durch die COVID-19-Pandemie

Die Schulschließungen haben bei einigen Kindern und Jugendlichen zu einer Chronifizierung schulbezogener Symptome wie der Schulvermeidung und den sozialen Ängsten geführt. Die Forschungsgruppe um Loades hat in ihrer systematischen Übersichtsarbeit über die Auswirkungen der sozialen Isolation und Einsamkeit während der weltweiten Coronavirus-Pandemie auf Kinder und Jugendliche berichtet.3 Die Ergebnisse ihrer Arbeit legen einen Zusammenhang zwischen sozialer Angst und Einsamkeit/sozialer Isolation nahe. Bei einigen Kindern mit sozialer Phobie konnte eine Verringerung der Ängste beobachtet werden. Der Grund hierfür war der Wegfall angstauslösender Situationen im Schulalltag. Doch gerade diese Konfrontation mit den Ängsten ist ein wesentlicher Bestandteil der Angstbehandlung. Die Kinder und Jugendlichen wurden während der Coronavirus-Pandemie der gefürchteten Situation im schulischen Alltag nicht mehr ausgesetzt und ihre Phobie konnte sich chronifizieren. Kinder und Jugendliche mit sozialer Angststörung wurden positiv in ihrer Angst bestärkt. Das schulische Umfeld bietet eine Fülle von Möglichkeiten, sich sozialen Situationen auszusetzen. Durch das Homeschooling kam es zu einer negativen Verstärkung durch die Vermeidung von angstauslösenden Situationen im Schulalltag.4

Referenzen: 

1. The Covid-19 pandemic and child and adolescent psychiatric service in Germany – acute challenges and the need to consider long-lasting effects for mental health service for children.
2. Brooks S. K. et al. (2020). The psychological impact of quarantine and how to reduce it: Rapid review of the evidence. The Lancet, 395(10227), pp. 912-920.
3. Loades, Maria Elizabeth et al. (2020). Rapid Systematic Review: The Impact of Social Isolation and Loneliness on the Mental Health of Children and Adolescents in the Context of COVID-19.
4. Morrissette M. (2021). School Closures and Social Anxiety During the COVID-19 Pandemic. J Am Acad Child Adolesc Psychiatry. 2021;60(1):6-7.