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Blasenschmerz-Syndrom: unterversorgt - unterdiagnostiziert - unbehandelbar?

Blasenschmerz ist ein Stiefkind in der Urologie. Die Interstitielle Zystitis ist unterversorgt, unterdiagnostiziert und wird häufig nicht gut behandelt. Das war der Tenor auf einem Satellitensymposium beim Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie in Dresden.

Blasenschmerz ist ein Stiefkind in der Urologie. Die Interstitielle Zystitis (IC) ist unterversorgt, unterdiagnostiziert und wird häufig nicht gut behandelt. Das war der Tenor auf einem Satellitensymposium beim Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) in Dresden.

Von IC sind allein in Deutschland 25.000 Patienten betroffen, zu 90% Frauen, die unter unerträglichen Schmerzen leiden und bis zu 60 Mal am Tag miktieren. Häufig ist eine Morphingabe erforderlich und im Schnitt dauert es 9 Jahre, bis die Patienten mit IC korrekt diagnostiziert sind.

Wie Prof. Dr. Andreas Wiedemann, Witten, erklärte, ist die Pathophysiologie der IC unklar: Liegt eine Entzündung vor? Eine gestörte Urethel-Differenzierung? Welche Rolle spielen exogene Faktoren? Liegt eine Durchblutungsstörung vor? Eine Hyperinnervation und neuronale Hyperaktivität? Ein "pelvic-organ-crosstalk"?

Die IC ist keine bakterielle Infektion. Allerdings ist der Urin nicht steril sondern zu 90% mit Lactobazillen besiedelt. Im Urin von IC-Patienten zeigen sich weniger Mikroorganismen und eine geringere Diversität, so Wiedemann.

Möglicherweise spielt eine Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus eine Rolle. Wiedemann berichtet von 16 IC-Patienten (mit gesicherter Hunner-Läsion), die nach Immunhistochemie und PCR von Urothelproben und Serum eine "abgelaufene EBV-Infektion" im Serum zeigten.

Die Symptome einer IC sind nur schwer messbar, die Symptomatik schwankt und oft gibt es keinen genau definierbaren Erkrankungsbeginn. Für die Diagnostik ist problematisch, dass weder ein eindeutiger Marker, noch laborchemische Veränderungen, radiologische Bildgebung oder histologische Sicherung zur Verfügung stehen.

Dass deshalb eine ausführliche Anamnese von grundlegender Bedeutung ist, hob

Prof. Dr. Andreas Gonsior, Leipzig, hervor. In der Anamnese muss gefragt werden nach:

Miktionstagebuch ist ein Muss

Schläft der Patient hingegen regelhaft durch, weist er längere symptomfreie Intervalle auf und sind die Blasenvolumina regelhaft hoch, dann spricht das nicht für eine IC. Auch eine Makrohämaturie ist untypisch für eine Interstitielle Zystitis. Zur Diagnose gehört ein Miktionstagebuch, in dem auch das Trinkverhalten und Schmerzen (nach der VAS-Skala) vermerkt sind.

Zur Diagnosesicherung geeignet ist der Kalium-Provokationstest, der eine Sensitivität von 85% und eine Spezifität zwischen 65 und 98% aufweist. Der Lidocain-Instillationstest (kein standardisiertes Verfahren) kann klären, ob der Schmerzfokus in der Harnblase liegt oder nicht. Eine Zystoskopie mit Hydrodistension zur Probeentnahme mit histologischer Bedeutung sollte unter Vollnarkose durchgeführt werden. Mittels Zystokopie lässt sich unterscheiden, ob Läsionen vom Hunner Typ vorliegen (typisch für die IC) oder ob die Läsionen nicht dem HT entsprechen. Das anatomische Blasenvolumen lässt sich bestimmen und das Ausmaß der Erkrankung.

Obligat in der Diagnostik der IC: Ausführliche Anamnese, körperliche Untersuchung, Urinanalyse

Sollte gemacht werden: Sonographie, Uroflow/Restharn, Zystoskopie + Hydrodistension

Orientierend kann gemacht werden:

Referenzen:
Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU), Kongresszentrum Dresden, 26. bis  29. September 2018.
Satelliten-Syposium Dr. Pfleger: Blasenschmerz-Syndrom: unterversorgt - unterdiagnostiziert  - unbehandelbar?