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Infertilität und Hodenkrebs: kausal oder assoziiert?

In seinem EAU-Vortrag diskutierte Prof. Leendert Looijenga den Zusammenhang zwischen Infertilität und Hodenkrebs. Molekulare Assoziationen wurden dabei ebenso angesprochen wie mutmaßliche Kausalitäten.

mikroRNA als möglicher molekularer Biomarker für Hodentumoren

IIn seinem EAU-Vortrag diskutierte Prof. Leendert Looijenga den Zusammenhang zwischen Infertilität und Hodenkrebs.1 Molekulare Assoziationen wurden dabei ebenso angesprochen wie mutmaßliche Kausalitäten.

Diagnose, Behandlung und Nachsorge von Hodenkeimzelltumoren hängen vom Verständnis der biologischen Triebkräfte der Krankheit ab, doch ist bisher wenig darüber bekannt. Bei Patienten mit Hodenkeimzelltumoren ist der Erhalt der Fruchtbarkeit eine wichtige Komponente, noch vor der eigentlichen Krebsbehandlung. Hier stellt sich zudem die Frage, ob eine vorbestehende Infertilität und Hodenkeimzelltumoren in einem kausalen Zusammenhang stehen oder lediglich assoziiert sind.

Was bekannt ist: der GCNIS-Differenzierungsblock der spermatogonalen Stammzelle ist der früheste pathogenetische Zusammenhang zwischen Hodenkarzinogenese und Infertilität. Die einzigartige synchronisierte Verdoppelung unter Verwendung von Syncytien (=Interzellularbrücken) ist charakteristisch für dieses Kompartiment an spermatogonalen Stammzellen. Es gab einige Spekulationen über die Stabilität dieser Syncytien bei der Förderung von Hodenkeimzelltumoren und möglicherweise der Fertilität, die auf die Stabilität der Mikrotubuli oder des Zentrosoms an diesen Stellen zurückzuführen sein könnten. Die Zellen würden sich in einem undifferenzierten Zustand vermehren und in diesen Fällen keine reifen Spermien produzieren.

Wirklich neu auf diesem Gebiet ist, dass die mikroRNA miR-371a-3p ein mutmaßlicher molekularer Biomarker für Hodenkeimzelltumoren ist. Alle Mitglieder der miR-371-3-Familie inaktivieren P53, wodurch die zelluläre Seneszenz gestört ist. Darüber hinaus wird miR-371a-3p explizit in allen malignen Komponenten von Hodenkeimzelltumoren exprimiert, entweder vom Typ I oder II, und ist in Serum, Plasma und Liquor von Patienten mit malignen Hodenkeimzelltumoren nachweisbar.

"Es gab einige Berichte, dass miR-371a-3p als robuster molekularer Flüssigbiopsie-Biomarker dienen kann und im Vergleich zu den bewährten Markern Alpha-Fetoprotein (AFP) und/oder der Beta-Untereinheit des humanen Choriongonadotropins (β-hCG) informativer ist", sagte Prof. Looijenga. Prof. Looijenga kam zu dem Schluss, dass es derzeit keinen wirksamen Weg gibt, Ursache und Wirkung aufzudecken; die komplexen Effekte von Operation, Chemotherapie und Strahlentherapie können zur Unfruchtbarkeit beitragen, insbesondere bei Personen mit einer Ausgangssubfertilität oder Unfruchtbarkeit.

Quelle:
Looijenga LH, et al. Infertility and the risk of testis cancer. EAU20 Virtual Congress, 17-26 July 2020, State-of-the-art-lecture.