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Eliminierung des Zervixkarzinoms: Wie es gelingen könnte

Zervixkarzinome gehören zu den vermeidbaren Krebserkrankungen, doch zu wenige junge Frauen sind gegen HPV-Infektionen als wichtigsten Auslöser geimpft. Dagegen will die WHO mit einer weltweiten Strategie vorgehen.

WHO-Strategie weist den Weg

Zervixkarzinome gehören zu den vermeidbaren Krebserkrankungen, doch zu wenige junge Frauen sind gegen HPV-Infektionen als wichtigsten Auslöser geimpft. Dagegen will die WHO mit einer weltweiten Strategie vorgehen. 

In Deutschland haben nur 43 Prozent aller 15-jährigen Mädchen den maximal möglichen Schutz gegen humane Papillomviren (HPV), berichtet das Deutsche Krebsforschungszentrum. Erst bei einer Durchimpfungsrate von mindestens 70 Prozent sei von flächendeckendem Schutz auszugehen, heißt es in der Meldung. Zum Vergleich: In Australien und in vielen skandinavischen Ländern liegen die Impfquoten bei rund 80 Prozent. 

Und hohe Impfquoten wären dringend erforderlich: Immer noch erkranken pro Jahr bundesweit rund 7.700 Menschen an HPV-bedingtem Krebs – meist handelt es sich um Zervixkarzinome. 

WHO: Globale Strategie gehen Zervixkarzinome 

Deutschland steht mit seinen Herausforderungen nicht allein – zahlreiche Nationen berichten über niedrige Impfraten gegen HPV. Deshalb hat die Weltgesundheitsorganisation globale Strategien mit drei Säulen erarbeitet: Impfung, Screening und Behandlung. Eine erfolgreiche Umsetzung könnte bis 2050 dazu beitragen, mehr als 40 Prozent aller Neuerkrankungen und fünf Millionen Todesfälle zu vermeiden. Gemeinsam wollen 194 Länder bis 2030 folgende Ziele erreichen:

In ihrem Strategiepapier betonen die WHO-Expertinnen und -Experten, dass Regierungen mit Investitionen in solche Programme hohe Renditen erzielen. Schätzungsweise 3,20 US-Dollar (2,65 Euro) werden für jeden investierten Dollar (0,83 Euro) in die Wirtschaft zurückfließen, da die Erwerbstätigkeit von Frauen weltweit ansteigt. Die Zahl erhöht sich auf 26,00 US-Dollar pro investiertem US-Dollar, wenn man den Nutzen für die gesamte Volkswirtschaft inklusive Familien und Gesundheitssystem betrachtet. 

Strategien für Deutschland

Wie geht es weiter? Erforderliche Maßnahmen unterscheiden sich von Nation zu Nation. Für Deutschland hat das DKFZ umfangreiche Lösungsansätze in mehreren Bereichen vorgestellt: 

Neue Indikationen für Vakzine in Sicht? 

Damit ist das Spektrum an Einsatzmöglichkeiten von HPV-Vakzinen noch längst nicht ausgeschöpft. Ein Beispiel aus der Forschung: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Niederlanden haben gezeigt, dass ein experimenteller Impfstoff gegen den Hochrisiko-HPV-Typ HPV 16 die Wirksamkeit von Chemotherapien beim Zervixkarzinom verbessert. Ihre Idee: E6 und E7 sind onkogene Proteine, die nur von HPV-16 produziert werden, im menschlichen Körper jedoch nicht vorkommen. Dagegen richtet sich die Immuntherapie. 

In eine Phase-1/2-Studie wurden 77 Patientinnen mit fortgeschrittenem, rezidivierendem Zervixkarzinom eingeschlossen. Bei ihnen hat die Kombination eines therapeutischen Impfstoffs mit zwei Standard-Chemotherapien das Gesamtüberleben verbessert. 43 Prozent aller Teilnehmerinnen erreichten eine Tumorregression und bei weiteren 43 Prozent stabilisierte sich die Krebserkrankung. Patientinnen, die stärker auf den Impfstoff ansprachen, hatten ein längeres medianes Gesamtüberleben von 16,8 Monaten im Vergleich zu Frauen mit schwächeren Reaktionen (11,2 Monate). Einen Placebo-Arm gab es in der Studie zwar nicht. Dennoch zeigten die Ergebnisse therapeutische Einsatzmöglichkeiten der HPV-Impfstoffe, heißt es im Artikel. 

Referenzen:
Pressemitteilung DKFZ: „In der Jugend geimpft – später vor Krebs geschützt“, 2. März 2021.
WHO Press release „A cervical cancer-free future: First-ever global commitment to eliminate a cancer“, 17. November 2020
DKFZ: Impfung gegen HPV-Infektionen, 2020, online unter https://www.dkfz.de/de/krebspraevention/AdWfdP_2020_Impfung-gegen-HPV-Infektionen.pdf 
Melief, CJM et al. (2020) Strong vaccine responses during chemotherapy are associated with prolonged cancer survival. Sci Transl Med 2020 Mar 18;12(535):eaaz8235. doi: 10.1126/scitranslmed.aaz8235