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Digitalisierung: Ein Blick über die Landesgrenzen

Dänemark zählt zu den fortschrittlichsten Ländern in puncto Digitalisierung. Daher lohnt der Blick ins Nachbarland, selbst wenn Vergleiche mit hiesigen Verhältnissen hinken.

Dänemark zählt zu den fortschrittlichsten Ländern in puncto Digitalisierung. Daher lohnt der Blick ins Nachbarland, selbst wenn Vergleiche mit hiesigen Verhältnissen hinken.

Dass das dänische Modell nicht auf Deutschland übertragbar sei, darin waren sich die Vertreter der Selbstverwaltung bei der Eröffnung des 12. Gesundheitskongresses des Westens in Köln 2018 einig. Zu unterschiedlich sind die Gesundheitssysteme: Hier freie Arztwahl und doppelte Facharztschiene, dort Einschreibung in eine Hausarztpraxis, die bis zu 1.600 Patienten nehmen muss, und Fachärzte ausschließlich im Krankenhaus. Hier Selbstverwaltung, dort staatliche Steuerung. Hier rund 80 Millionen Menschen die im Krankheitsfall versorgt werden wollen, dort weniger als 6 Millionen Einwohner. Dennoch kann ein Blick nach Dänemark zeigen, welche Potenziale die Digitalisierung bietet, zumal die Länder vor den gleichen Herausforderungen stehen, die der demografische Wandel mit sich bringt. Hier wie dort gilt es, effizient zu wirtschaften und zugleich die Ergebnisse für die Patienten zu verbessern. In beiden Ländern liegen die Gesundheitsausgaben bei über 11 Prozent des Bruttoinlandprodukts.

In Dänemark setzte der strukturelle Wandel 2007 ein. Kleinere Krankenhäuser wurden geschlossen, andere saniert oder neugebaut, um den Anforderungen an eine zentralisierte Versorgung mit kurzen Verweildauern – heute im Schnitt 3,5 Tage – und 24-Stunden-Service besser gerecht werden zu können. Von über 40 Häusern verblieben 21. "Dies war nötig, da die Behandlung zuvor nicht die gewünschte Qualität erreichte", sagt Adam Wolf, Geschäftsführer des Netzwerks der fünf Regionen Dänemarks. Die Verantwortung für die Prävention, Rehabilitation und verschiedenen Behandlungs- und Betreuungsbereiche liegt nunmehr bei den Kommunen und Allgemeinärzten, wobei deren Zahl mit etwa 3.500 Ärzten konstant geblieben ist. Hinzu kommen Therapeuten sowie Pflegekräfte, die unter anderem in die Routineversorgung von chronisch Kranken eingebunden sind und über 75-Jährigen präventive Hausbesuche anbieten.

Kommunikation läuft elektronisch

Dreh- und Angelpunkt ist ein vernetztes Angebot rund um den Patienten. Dass dies funktioniert, ist unter anderem dem hohen Digitalisierungsgrad geschuldet, der den Informationsaustausch innerhalb des Systems und mit den Patienten erleichtert – und dies nicht nur bei den Medikationsplänen. 97 Prozent der Bevölkerung verfügen über einen Internetzugang. Sämtliche Krankenhäuser und Arztpraxen nutzen ein elektronisches Krankenblatt. Krankenhäuser leiten die Laborberichte in elektronischer Form an die Allgemeinärzte. Rezepte gehen digital an die Apotheken. "Gegenwärtig bauen wir digital gestützte Patientenpfade aus. Elektronische Konsultationen, Videokonferenzen und fragebogenbasierte online-Screenings für Patienten haben sich schon etabliert", führt Wolf weiter auf. Insgesamt werden pro Monat 5,5 elektronische Mitteilungen versandt. Die zentrale Identifikationsnummer für jeden Einwohner unterstützt, dass die Informationen der jeweils richtigen Person zugeordnet werden können.

Die Digitalisierung des Gesundheitssystems ist eingebunden in eine nationale Digitalisierungsstrategie sowie in ein Acht-Punkte-Programm zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung, welches anhand von Kennziffern überprüft wird. Allerdings, so schränkt der Geschäftsführer des Netzwerks der Regionen ein, bezögen sich die meisten der 23 Indikatoren auf die stationäre Versorgung. Für die Versorgung vor Ort müssten neue Indikatoren entwickelt werden.