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Was war heiß beim ESMO 2017 in Madrid?

In der spanischen Hauptstadt ging diese Woche der 2017er ESMO-Kongress zu Ende – mit rund 24.000 Teilnehmern aus 131 Ländern, vor allem aus den USA, Frankreich, England, Deutschland, Italien, der Schweiz, China, Japan und Russland.

In der spanischen Hauptstadt ging diese Woche der 2017er ESMO-Kongress zu Ende – mit rund 24.000 Teilnehmern aus 131 Ländern, vor allem aus den USA, Frankreich, England, Deutschland, Italien, der Schweiz, China, Japan und Russland.

Bei den eingereichten Abstracts wurde ein neuer Rekord erreicht, wobei letztlich 1.736 Beiträge für die Präsentationen ausgewählt wurden. 55 von diesen hatten laut wissenschaftlicher Kommission der Europäischen Gesellschaft für Medizinische Onkologie "bahnbrechendes Potential".

Von den in Madrid vorgestellten Studien aus allen onkologischen Teilbereichen wurden insbesondere folgende als "practice-changing" angesehen:

Kardiovaskuläre Risiken durch Karzinome

Auch andere aktuelle Themen wurden ausgiebig diskutiert. So beispielsweise neuste Ergebnisse zur Prävalenz von Herzinfarkt und Schlaganfall nach einer Krebsdiagnose. So fanden Wissenschaftler des renommierten WCM (Weill Cornell Medicine), dass neudiagnostizierte Karzinompatienten mehr als doppelt so häufig  arterielle Thromboembolien durchleben wie Vergleichspersonen ohne Tumorleiden. Dabei handelte es sich um diverse Malignome der Brust, der Lunge, der Prostata, des Darms, der Blase, des Pankreas sowie des Magens.

Insbesondere im ersten Halbjahr nach Feststellung der Krebserkrankung sei das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse mit 4,7 % versus 2,2 % bei Tumorpatienten deutlich erhöht, besonders bei fortgeschrittenen Stadien. Vor allem wurde durch diese Studien offensichtlich, dass diese Gefahr doch mehr Entitäten betrifft, als lediglich das – vielen Ärzten hier als Risikofaktor bekannte – Mammakarzinom.

Iatrogene Studienmüdigkeit?

Eine weitere Thematik bot eine große irische Erhebung, in der herausgefunden werden sollte, unter welchen Voraussetzungen Krebspatienten der Teilnahme an einer Studie zustimmen. Erste Auswertungen belegen klar, dass eine Verweigerung sehr häufig einer unzureichenden oder missverständlichen Information seitens des Arztes geschuldet war.

Vor allem methodische Aspekte wie Randomisierung oder Doppelverblindung wurden – selbst wenn sie in laienverständlicher Sprache erklärt wurden – von Betroffenen oft aus Unsicherheit oder Interessenskonflikt abgelehnt: Wenn nicht mal mein Arzt weiß, was mir helfen könnte – warum soll ich Mühen und Risiko auf mich nehmen? Häufig fehle Betroffenen die klare Botschaft, dass die Teilnahme für sie persönlich eine große Chance sein kann. Auch hätten auffallend viele Betroffene den Irrglauben, dass Studien nur für diejenigen eine gute Option seien, bei denen Standardtherapien bereits versagt hätten.

Das Aufdecken und Beheben solcher Fehleinschätzungen kann helfen, die global mit 3–5 % angegebenen,  letztlich sehr niedrigen Partizipationsraten an Studien zu steigern.

Was Patienten unter Chemotherapie belastet

Auch palliative und supportive Medizin bildete einen wichtigen Schwerpunkt der Veranstaltung. So untersuchte eine deutsche Arbeitsgruppe Probleme, die Patienten rund um eine Chemotherapie besonders zu schaffen machten. Statt Übelkeit, Erbrechen und andere rein körperliche Beschwerden – wie von ärztlicher Seite häufig antizipiert – waren es vor allem psychosoziale Aspekte, die den befragten Karzinom-Patienten Sorgen bereiteten, wie beispielsweise die Furcht vor Haarverlust oder Angst vor übermäßiger Belastung des Partners und der Familie. Als ganz große Erschwernis wurden in der Zeit vor, während und nach Chemotherapie vor allem Schlafstörungen identifiziert. Neben stärkerer psychologischer Unterstützung könnte hier auch der Einsatz von Schlafmedikamenten als Teil des Behandlungs-Regimes hilfreich sein und unnötiges Leid ersparen, so der Vorschlag der Studiengruppe.

Demnächst quasi vor der Haustür

Insgesamt bot der ESMO-Kongress 2017 eine beachtliche Bandbreite spannender onkologischer Fragestellungen und Sachverhalte.

Wer das nächste Mal (wieder) live bei dieser größten europäischen Fachtagung dabei sein möchte, wird im kommenden Jahr – schon aus logistischer Sicht – ggf. vereinfachte Bedingungen und beste Vorraussetzungen vorfinden: Der ESMO-Kongress 2018 findet vom 19. bis 23. Oktober dann nämlich in München statt!

Referenzen:
1. ESMO 2017 Press Release: Best of ESMO 2017 Congress. 12 Sep 2017.
2. Risk of Arterial Thromboembolism in Patients With Cancer. Navi B. et al. Journal of the American College of Cardiology. Volume 70, Issue 8, August 2017.
3. Cancer Patients Struggle with Key Aspects of Clinical Trial Methodology. ESMO 2017 Press Release: 10 Sep 2017.
4. Patients Feel Psycho-social Impact of Chemo More Acutely Than Physical Side Effects. ESMO 2017 Press Release: 09 Sep 2017.