Regelmäßigkeit von körperlicher Aktivität, nicht die Intensität, für die Gesundheit von Krebspatienten bedeutsamer Logo of esanum https://www.esanum.de

Regelmäßigkeit von körperlicher Aktivität, nicht die Intensität, für die Gesundheit von Krebspatienten bedeutsamer

Beständigkeit zahlt sich aus, betonen auch die Autoren einer aktuellen multizentrischen Studie aus Schweden.

Beständigkeit zahlt sich aus, betonen auch die Autoren einer aktuellen multizentrischen Studie aus Schweden.

Körperliches Training hat zahlreiche positive Effekte, auch für Krebskranke. Wer sich mehr bewegt hält, fühlt sich körperlich und psychisch besser, hat mehr Energie und leidet oft weniger unter Therapienebenwirkungen und Fatigue. Zunehmende Evidenz deutet darauf hin, dass auch Outcomes und Lebensqualität hiervon signifikant profitieren.
Es ist daher hilfreich – sofern keine Kontraindikationen bestehen – den Patienten gegenüber möglichst früh im Therapieverlauf zu kommunizieren, dass körperliche Aktivität ein wichtiger Baustein ihrer Rehabilitation ist. Doch welche Art von Training und wie viel braucht es, um einen Effekt zu verzeichnen? Eine longitudinale schwedische Studie will unter anderem genau das untersuchen.

Neue Studie liefert weitere Evidenz für die Effekte von Bewegung bei Tumorpatienten

Im Rahmen der derzeit weiterhin laufenden 'Phys-Can'-Studie wurden 577 Krebspatienten, die sich an verschiedenen Unikliniken Schwedens in Therapie befanden (Chemotherapie, Radiatio oder Hormontherapie) zu einer von vier Bewegungsinterventionen randomisiert: 1) hohe Intensität 2) hohe Intensität mit zusätzlicher Unterstützung zur Verhaltensänderung 3) niedrige/ moderate Intensität 4) niedrige/ moderate Intensität mit zusätzlicher Unterstützung zur Verhaltensänderung.1,2

Vor Studienbeginn, während der Trainingsperiode sowie nach 1,2, 5 und 10 Jahren werden die Teilnehmer hinsichtlich verschiedenster Parameter untersucht.
Hierzu gehören körperliche Leistungstests (maximale Sauerstoffkapazität, Muskelkraft und Körperzusammensetzung), validierte Fragebögen (z. B. zu krebsbedingter Fatigue oder gesundheitsbezogener Lebensqualität) sowie Ergebnisse von Blutuntersuchungen und weitere Daten aus der Patientenakte.

Das Krafttraining fand in von Trainern geleiteten Gruppen in Schwedens größtem Fitness-Studio statt (zweimal pro Woche). Der Widerstand wurde für jeden Teilnehmer ausprobiert: höhere Belastungen mit Betonung der Muskelkraft in der Gruppe mit hoher Intensität und niedrigere Belastungen mit Fokus auf die muskuläre Ausdauer in der Gruppe mit niedriger/mittlerer Intensität.
Das aerobe Ausdauertraining erfolgte nach einer Einführung durch einen Projektleiter zu Hause. Die Gruppe mit hoher Intensität führte zweimal pro Woche Intervalltraining mit individuell angepasster Intensität durch. Die Gruppe mit niedriger/mittlerer Intensität trainierte mindestens 150 Minuten pro Woche Walking und Radfahren mit individuell angepasster Intensität.

"Der Tropfen höhlt den Stein nicht durch Kraft, sondern durch stetes Fallen..."

Nach Abschluss des Trainings (6 Monate) zeigten sich Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Die Gruppen, die ein Training mit hoher Intensität absolviert hatten, litten etwas weniger unter Fatigue. Diese Teilnehmer wiesen auch eine bessere Beinmuskelkraft und eine etwas bessere Fitness auf als die Patienten aus den Gruppen mit niedriger bis mittlerer Intensität.
Projektkoordinatorin Ingrid Demmelmaier, außerordentliche Professorin für Physiotherapie an der Universität Uppsala und Forscherin an der Abteilung für Lebensstil und Rehabilitation bei Langzeiterkrankungen, schließt aus den bisherigen Resultaten, dass es keine große Rolle zu spielen scheint, ob das Training von hoher oder niedriger/ mittlerer Intensität ist: "Die Ergebnisse der Gruppen unterschieden sich nicht in klinisch relevanter Weise – das heißt, es gab keinen Unterschied, der sich im Alltag der Patienten bemerkbar gemacht hätte."

Die zusätzliche Unterstützung bei zwei der Gruppen im Verlauf des Trainings erbrachte keinen unmittelbaren zusätzlichen Effekt, was der Tatsache geschuldet sein könnte, dass die Angebote von vornherein recht umfassende Unterstützung beinhalteten: z. B. ausführliche Trainingsanweisungen, ein Herzfrequenzmessgerät und ein von einem Trainer geleitetes Gruppentraining mit anderen Teilnehmern in einer ähnlichen Situation.
Der zusätzliche Support, den die Hälfte der Teilnehmer erhielt, bestand in erster Linie in deren Anleitung bei der Planung und Nachbereitung der Trainingseinheiten, wobei der Schwerpunkt auf dem aeroben Training zu Hause lag. Am Ende des 6-monatigen Trainingsprogramms werden die Teilnehmer darin unterstützt, einen Plan für die Aufrechterhaltung des Trainings ihrer Wahl zu entwickeln, mit Nachuntersuchungen nach 3 und 9 Monaten.

Die Forscher werden zu einem späteren Zeitpunkt über weitere Ergebnisse der Nachuntersuchungen berichten, die sich unter anderem mit den Auswirkungen des Trainings auf die langfristige Gesundheit der Patienten befassen.

"Steter Tropfen höhlt den Stein" heißt es auch im Blauen Ratgeber Bewegung und Sport bei Krebs. Dieser ist Teil einer Broschürenserie der Deutschen Krebshilfe, die sich an Krebsbetroffene, Angehörige und Interessierte richtet.
Diese können Sie hier herunterladen oder kostenfrei bestellen. Neben Empfehlungen für Kraft-, Ausdauer-, Koordinations- und Beweglichkeitstraining enthält das Heft einzelne Kapitel zu häufigen Krebsarten mit konkreten Vorschlägen, bspw. zu geeigneten Bewegungsformen für bestimmte post-operative Situationen.

Referenzen:
1. Naylor, D. Intensity not paramount for physical training during cancer therapy Press release - Uppsala University, Sweden. /en/press/press-release/?id=5370&typ=pm.
2. Demmelmaier, I. More about Phys-Can - Phys-Can (Physical training and Cancer) - Uppsala University, Sweden. https://www.phys-can.uu.se/More+about+Phys-Can/.