Zu dieser Frage gab es bislang wenig Daten. Eine aktuelle Auswertung1 hat ergeben, dass nur 28 der 207 (14%) zwischen 2016 und 2021 neu zugelassenen onkologischen Arzneimittel bestehende Versorgungsstandards für die Erstlinientherapie ersetzten. Weitere 32 (15%) waren alternative Erstlinien-Optionen oder neue Wirkstoffklassen, sorgten also für Wettbewerb auf dem Markt.
Der Großteil der Neuzulassungen entfiel jedoch auf Medikamente, die lediglich bestehenden Therapien hinzugefügt wurden oder Lücken im metastatischen oder adjuvanten Setting oder in der Erhaltungstherapie füllen.
Die Mehrheit der neuen Zulassungen (42%) galt Medikamenten für Zweitlinien-, Drittlinien- und spätere Settings. Diese Medikamente können Patientinnen und Patienten mit wenigen Alternativen zugutekommen, erhöhen aber auch die Kosten der Versorgung und verzögern die Palliativbehandlung weiter, gab das Autorenteam im 'Journal of the American Medical Association' zu bedenken.
Die übrigen 61 Zulassungen (29%) stammten aus dem Bereich der adjuvanten Behandlung oder der Erhaltungstherapie in Kombination mit bereits zugelassenen Therapien.
Dies bedeutet, dass es letztlich wenige Indikationen und Therapien gibt, bei denen eine direkte Konkurrenz entsteht, aber dafür einen größeren Prozentsatz von neuen Medikamenten, die zwar das Überleben verlängern, aber nicht unbedingt auf dem Markt miteinander konkurrieren. Dies wäre aber wichtig, denn Wettbewerb, so die Autorinnen und Autoren, ist einer der wichtigsten Faktoren auf den Arzneimittelmärkten, der zu niedrigeren Arzneimittelpreisen führt.
Weitere Forschung und Entwicklung von Krebsmedikamenten sind erforderlich, um die Behandlungspraxis für viele onkologische Erkrankungen entscheidend zu verändern.
Es sollten Anreize zur Maximierung des Wettbewerbs auf dem Gebiet der Krebsmedikamente geschaffen werden.
Referenzen:
1. Benjamin, D. J., Xu, A., Lythgoe, M. P. & Prasad, V. Cancer Drug Approvals That Displaced Existing Standard-of-Care Therapies, 2016-2021. JAMA Network Open 5, e222265 (2022).