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Mit Kindern über den Tod sprechen – Teil II

In der Fortsetzung unseres Beitrages möchten wir mit Ihnen teilen, wie wir in einer unterstützenden Weise mit Kindern über das Sterben kommunizieren können und an welche Stellen sich Ärzte und Angehörige in Krisensituationen wenden können.

Mit Kindern über den Tod sprechen – Teil II

In der Fortsetzung unseres Beitrages möchten wir mit Ihnen teilen, wie wir in einer unterstützenden Weise mit Kindern über das Sterben kommunizieren können und an welche Stellen sich Ärzte und Angehörige in Krisensituationen wenden können. 

Im ersten Teil dieses Beitrages hatten wir einen einfühlsamen und hilfreichen Fallbericht einer Ärztin wiedergegeben, die die Aufgabe zu meistern hatte, ein 11-jähriges Mädchen darauf vorzubereiten, dass ihre Mutter terminal an Krebs erkrankt war und sterben würde.

Dr. Deborah Serani ist Psychologin, Professorin und preisgekrönte Autorin. Von ihr stammen viele der nachfolgenden Tipps dazu, was im Umgang mit Kindern in diesen Situationen dienlich ist und was wir vermeiden sollten. Lassen Sie uns und Ihre Kollegen auch gern in den Kommentaren von Ihren Erfahrungen wissen!

Fragen behutsam, aber klar beantworten: Dos und Don'ts

Mit Tod und Verlust umzugehen, gehört sicherlich zu den schwierigsten Erfahrungen im Leben und noch schwerer ist es manchmal, zu begreifen oder auszudrücken, was passiert. Kinder reagieren sehr sensibel auf Stimmungen und sind verunsichert, wenn sie diese nicht richtig einordnen können. Sie sind bemüht zu verstehen, wo eine vertraute Person plötzlich hin ist und warum die Erwachsenen um es herum so traurig sind.

Weichen Sie den Fragen des Kindes nicht aus. Seien Sie offen und ehrlich und wählen Sie einfache Worte. Die Wahrheit gibt dem Kind eine Erklärung für das, was um es herum geschieht und verhindert, dass das Kind ängstigende Vorstellungen entwickelt. Schätzen Sie ab, wie viel Information das Kind verarbeiten kann, indem Sie diese in kleinen Mengen nach und nach geben. Anhand der Fragen, die es weiter stellt, wissen Sie, was Sie noch hinzufügen können.

Benennen Sie das Sterben und den Tod direkt mit Worten. Vermeiden Sie für Kinder verwirrende Umschreibungen wie "in Frieden ruhen", "ewiger Schlaf" oder "xy ist von uns gegangen". Kinder können solche Worte nicht verstehen. Wenn Sie sagen, dass der Verstorbene "schläft" oder "von uns gegangen ist", entwickelt das Kind möglicherweise Ängste, dass es sterben könnte, wenn es abends einschläft oder dass Ihnen etwas Schlimmes passiert, wenn Sie zur Arbeit "fortgehen". Studien deuten zudem darauf hin, dass wir besser verarbeiten können, was passiert ist, wenn wir es möglichst klar benennen.

Sehr kleine Kinder haben noch kein Konzept von der Endgültigkeit des Todes. Sie glauben möglicherweise, derjenige sei nur weg, würde weiterhin essen oder normalen Tätigkeiten nachgehen und käme wieder. Daher ist es normal, dass das Kind ständig nach dem Verstorbenen fragt. Zweifeln Sie nicht an sich, dass Sie den Tod beim ersten Mal vielleicht nicht richtig erklärt haben, sondern seien Sie auf wiederholte Nachfragen eingestellt.

Sie können auch auf verschiedene Anschauungen dazu eingehen, was mit Verstorbenen geschieht, aber achten Sie wieder auf die Wortwahl. Wenn Sie beispielsweise christlich gläubig sind, sagen Sie nicht: "Gott holt die besten Menschen zu sich". Ein sensibles Kind könnte die Angst entwickeln, dass es vielleicht nicht gut genug ist oder dass es gerade geholt werden könnte, wenn es sich gut benimmt. Besser wäre dann: "Oma ist jetzt im Himmel und es geht ihr richtig gut dort, sie hat keine Schmerzen mehr."

Beziehen Sie die Kinder in Abschiedsrituale ein, wo möglich. Es kann zum Beispiel ein Bild malen oder etwas basteln, was dem Toten zur Kremation oder Bestattung mitgegeben wird oder es kann helfen, Fotos für die Gedenkfeier oder eine Musik auszusuchen. Bei einer Trauerfeier kann es erleben, wie andere Menschen von dem Verstorbenen Abschied nehmen und dass derjenige nicht einfach "verschwunden" ist.

Bereiten sie das Kind darauf vor, was es dort sehen wird, wer dabei sein wird, wie die Leute sich fühlen und was sie dort tun werden. Beschreiben Sie bei kleineren Kindern genau, wie die Umgebung aussehen wird. Beschreiben Sie zum Beispiel den Sarg oder wenn es sich um eine Gedenkfeier handelt, erklären Sie, wo sich der Verstorbene befindet, ob er eingeäschert wurde, in einem geschlossenen Sarg liegt oder bereits begraben wurde. Bringen Sie jemanden mit, der sich um das Kind kümmert, wenn Sie mit Ihrer eigenen Trauer überlastet sind. Kinder spüren in der Regel den Ernst der Situation und verhalten sich entsprechend. Zuweilen empfinden gerade ältere Menschen die Anwesenheit eines Kindes mit seiner Unbefangenheit als Trost spendend.

Wechseln Sie nicht abrupt das Thema, wenn ein Kind in den Raum kommt. Dies erzeugt eine Spannung oder ein Tabu bezüglich des Themas Tod. Passen Sie stattdessen Ihre Formulierungen und den Informationsumfang an, wenn ein Kind anwesend ist.

Raum geben und da sein

In frühen Entwicklungsphasen denken Kinder sehr ichbezogen – sie empfinden es, als würde sich die ganze Welt um sie drehen. Daher kann es passieren, dass sie den Grund für das "Wegbleiben" des Verstorbenen ebenfalls bei sich suchen. Räumen Sie solche Befürchtungen deutlich aus. Sorgen Sie dafür, dass das Kind weiß, dass der Tod eine andere Ursache hatte bzw. dass niemand daran schuld ist. Geben Sie einfache Gründe an, die das Kind verstehen kann, wie "Opas Körper war sehr alt/ kaputt, er hat aufgehört zu arbeiten."

Ebenfalls ist es keine Seltenheit, dass Kinder anfangen zu klammern, in die Babysprache zurück fallen oder sich plötzlich weigern, an einen vertrauten Ort zu gehen. Dies kann Zeichen dessen sein, dass ihre gewohnten Abläufe doch für einige Zeit unterbrochen waren. Infantilismus kann generell ein Anzeichen dafür sein, dass es mehr Aufmerksamkeit und Geborgenheit braucht. Dies sollte nicht negativ kommentiert oder abgewiesen werden und löst sich dann in der Regel auch wieder auf.

Wichtig ist auch, es nicht persönlich zu nehmen, wenn ein Kind in diesem Kontext eine Zeit lang Unmut gegen Familienmitglieder oder sogar den Verstorbenen zeigt. Stellen Sie sich auch auf häufigere Wutausbrüche ein, mit denen es entweder seiner eigenen Trauer Luft macht oder auf die Spannung und den Kummer daheim reagiert.1 Viele Kinder mögen nach außen wiederum weitestgehend unberührt wirken, andere isolieren sich. Akzeptieren Sie, dass es auf seine Weise darauf reagiert. Hören Sie immer wieder hin und stehen Sie für Gespräche zur Verfügung, denn durch die Trauer hindurch gibt es keinen schnellen Weg.

Zuweilen sind ein Kinderbuch, Film oder der Tod eines geliebten Haustieres für ein Kind der allererste Kontakt mit dem Thema Verlust. Diese Momente sollten nicht übergangen oder kleingeredet, sondern als Gelegenheit gesehen werden, einen unverkrampften Umgang mit dem Thema zu erlernen.1,2

Zusätzliche Ressourcen für Trauerbegleitung

Kinder und Jugendliche brauchen in einer solchen Situation – von Ausnahmen abgesehen – zwar keine Therapie, aber wer sich Sorgen um (s)ein Kind macht oder notfallmäßig Hilfe benötigt, kann professionelle Unterstützung einholen.

Beispielsweise die Johanniter bieten Unterstützung in Form von Beratungsgesprächen, Trauergruppen, Seminaren und Vorträgen an. Auch auf der Webseite des Institutes für Familientrauerbegleitung finden Sie Ansprechpartner nach Regionen sortiert. Wie so etwas aussehen kann, können Sie in diesem Fallbericht lesen.

Viele weitere Einrichtungen, an die sich Angehörige, medizinisches Personal oder Mitarbeiter von Kitas oder Schulen wenden können, sind über ganz Deutschland verteilt.
Der Verein TrauBe Köln e.V. (TrauerBegleitung für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene), hat eine Adressen- und Linkliste für Trauerbegleitungsangebote von Kindern und Jugendlichen für ganz Deutschland zusammengestellt.

Referenzen:
1. Deutschl, G. für B. & BabyCenter-Expertenteam, G. vom. Wie spreche ich mit einem Kind im Kindergartenalter über den Tod. BabyCenter.
2. The Do’s and Don’ts of Talking with a Child about Death | Psychology Today.