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Krebs der Nasenhöhle und Nasennebenhöhlen: Warnsignale

Ein Bewusstsein für eine seltene Tumorentität und das Kennen wesentlicher, oft als benigne fehlinterpretierter, Symptome ist der Schlüssel zu einer frühen Diagnose.

Ein Bewusstsein für eine seltene Tumorentität und das Kennen wesentlicher, oft als benigne fehlinterpretierter, Symptome ist der Schlüssel zu einer frühen Diagnose.

Sinonasale Tumoren machen etwa 3% der HNO-Malignome aus. Nicht nur ihre Seltenheit, sondern auch die oft unspezifischen Symptome, die zuweilen eher an ein benignes Geschehen denken lassen, können eine frühe Diagnose erschweren.1

Einseitige nasale Obstruktion vor dem Hintergrund einer Sarkoidose: eine ungewöhnliche Diagnose

Eine 79‑jährige Patientin mit Sarkoidose wurde im Mai 2019 wegen einer zunehmenden Schwellung in der rechten Gesichtshälfte mit unilateraler nasaler Obstruktion in einer HNO-Ambulanz vorstellig.2
Vier Jahre zuvor war sie wegen unilateraler Sinusitis rechts behandelt worden und Biopsien hatten damals nur entzündliches polypöses Gewebe ergeben.
Nun zeigte sich eine starke externe Weichteilschwellung über der rechten Kieferhöhle mit Rötung der Haut sowie eine sehr verstopfte rechte Nasenhöhle. Ein MRT zur Aufklärung der Ursache der Schwellung wurde veranlasst. Dieses fand im August statt. Noch bevor der Befund einging, wurde die Patientin auf Überweisung ihres Zahnarztes hin notfallmäßig von der Abteilung für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie gesehen. Hier klagte die Patientin über eine drastische Verschlechterung der rechtsseitigen Gesichtsschwellung.

Im MRT kam eine Raumforderung zur Darstellung, welche die superiore, laterale und anteriore Kieferhöhlenwand durchbrach. Hinter dieser rasch wachsenden Raumforderung wurde sodann ein sinonasales oder hämatologisches Malignom oder eine Sarkoidose vermutet.
In Lokalanästhesie wurden Biopsien der rechten seitlichen Nasenhöhle entnommen. Diese zeigten ein hochmalignes B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphom. Die Patientin erhielt zur Symptomlinderung hochdosierte orale Steroide und wurde an die Hämatologen weiter verwiesen.

Jedwede unilaterale nasale Symptomatik ist bis zum Beweis des Gegenteils eine Neoplasie!

Diese Patientin präsentierte sich initial mit einer Reihe von "red flags" für Malignität.
Zu diesen gehörten: unilaterale nasale Obstruktion, äußerlich erkennbare Gesichtsschwellung und lockere Zähne auf der betroffenen Seite. Die benigne unilaterale Erkrankung auf der betroffenen Seite in der Anamnese hat das klinische Bild möglicherweise getrübt und die Schwelle für einen Tumorverdacht erhöht. Die Vorgeschichte zahnärztlicher Probleme wurde daher als Ursache und nicht als Folge einer rasch wachsenden Schwellung ausgelegt.

Ein Artikel im British Journal of General Practice nennt Schlüsselindikatoren, die Anlass zu einer frühen Überweisung geben sollten.1 Generell sind unilaterale nasale Beschwerden, insbesondere wenn sie gruppiert auftreten (z. B. einseitige nasale Obstruktion, einseitig blutig tingierter Ausfluss und einseitige Schmerzen oder orbitale Symptome), als Warnsignale anzusehen.

Was sind die "red flags"?

Symptome sinonasaler Neoplasien:

Diese Punkte können bei der Differenzierung zwischen wahrscheinlich benignen und potenziell ernsten Geschehen helfen. Entscheidend ist, ob die Beschwerden einseitig auftreten oder nicht. Benigne Erkrankungen, wie Rhinosinusitis, treten für gewöhnlich nicht einseitig auf und eine Problematik wie eine unilaterale Nasenverstopfung verlangt unabhängig von der Ursache nach einer HNO‑Abklärung. Allgemeinmedizinern wird daher empfohlen, bei unilateralen sinonasalen Symptomen lieber zu überweisen als mit topischen Steroidsprays oder abschwellenden Mitteln zu behandeln.
Ein hohes Maß an klinischem Verdacht ist für eine frühe Diagnose essenziell und bei Unsicherheit ist eine Überweisung eines Patienten mit sinonasalen Symptomen die sicherste Option. Eine Biopsie in örtlicher Betäubung wird zumeist gut toleriert und ermöglicht eine zügige Diagnose.

Referenzen:
1. Slinger, C. A. & McGarry, G. W. Nose and sinus tumours: red flags and referral. Br J Gen Pract 68, 247–248 (2018).
2. Campbell, E. & McLaren, O. Unilateral nasal obstruction on a background of sarcoidosis: an unusual diagnosis. BMJ Case Reports CP 13, e238689 (2020).