Laut Destatis waren Krebserkrankungen in Deutschland 2019 für knapp ein Viertel der Todesfälle (23 Prozent) bei Kindern im Alter von 1 bis 14 Jahren verantwortlich. In der Altersgruppe der 45- bis 65-Jährigen war Krebs (mit 39 Prozent) hingegen die häufigste Todesursache.1 Doch wie sieht es in der Altersgruppe dazwischen aus?
Bisher fehlten Schätzungen der weltweiten Krebsbelastung bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Eine im 'Lancet Oncology' veröffentlichte, systematische Analyse von Daten der 'Global Burden of Disease Study' 2019 kommt zu dem Ergebnis, dass Krebs die vierthäufigste Todesursache in der Gruppe der 15- bis 39-Jährigen war.2
Aus der Auswertung geht hervor, dass es 2019 weltweit 1,19 Mio. Krebsneuerkrankungen und 396.000 krebsbedingte Todesfälle bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen gab. Tumorerkrankungen in dieser Population trugen mit 23,5 Mio. behinderungsbereinigten Lebensjahren (DALYs) zur globalen Krankheitslast bei, wobei davon der Großteil mit 97,3 Prozent auf YLLs (verlorene Lebensjahre) und nur 2,7 Prozent auf YLDs (mit Krankheit gelebte Lebensjahre) zurückzuführen waren. Dabei zeigte sich ein deutlicher Gradient: die höchsten altersstandardisierten Inzidenzraten traten in Ländern mit höherem soziodemografischen Index (SDI) auf, während die höchsten Mortalitätsraten in Ländern mit niedrigem bis mittlerem SDI zu finden waren.
Für Jugendliche und junge erwachsene onkologische Patienten kann es schwierig sein, eine – sowohl für ihre Krebsart als auch für ihre altersbedingten Behandlungsbedürfnisse – optimale Versorgung zu finden. Sie stellen auf dem Kontinuum der Krebserkrankungen eine Übergangspopulation dar: Tumorentitäten, die in erster Linie Kinder betreffen (z. B. akute lymphatische Leukämie), können bei ihnen ebenso auftreten wie solche, die typischerweise Erwachsene betreffen (z. B. Karzinome). Darüber hinaus sind einige Krebsarten in dieser Altersgruppe prävalenter als bei jüngeren oder älteren Menschen, z. B. das Hodgkin-Lymphom und Keimzelltumore der Gonaden (z. B. Hodenkrebs).
Während sich die Überlebensraten bei Kindern (AML, Weichteilsarkome) und Erwachsenen über 40 Jahren verbessert haben, sind sie bei bestimmten Krebsarten in den dazwischen liegenden Altersgruppen zurückgeblieben, so die Autoren der Analyse. Sie bemängeln, dass Jugendliche und junge Erwachsene in der klinischen Versorgung und bei klinischen Studien aufgrund historischer Erfahrungswerte häufig mit erwachsenen Patienten zusammengelegt werden.
Ansätze für die klinische Versorgung werden oft den speziellen körperlichen und emotionalen Bedürfnissen von Menschen in dieser Altersgruppe nicht gerecht, die sich im Übergang von der Kindheit zum Erwachsenenalter befinden, hebt auch Prof. Elysia Alvarez hervor, pädiatrische Onkologin an der Universität Kaliforniens in Davis und Leitautorin der globalen Studie, an der 730 Wissenschaftler mitarbeiteten. "Was die Krebsdiagnose, die Behandlung und die Forschung betrifft, so treiben die jungen Menschen im übertragenen Sinne auf einer Eisscholle zwischen der pädiatrischen und der erwachsenen Sphäre", so Alvarez.3
Überlebende von Krebserkrankungen im Jugendalter – wie steht es um die Langzeit-Outcomes?