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Höhere Vitamin D-Spiegel mit niedrigerem Krebs-Risiko assoziiert

Eine im März publizierte große Studie trägt wichtige Erkenntnisse zu der wachsenden Anzahl an Belegen für die protektiven Effekte von Vitamin D auf mehr als nur die Knochengesundheit und das Immunsystem bei.

Eine im März publizierte große Studie trägt wichtige Erkenntnisse zu der wachsenden Anzahl an Belegen für die protektiven Effekte von Vitamin D auf mehr als nur die Knochengesundheit und das Immunsystem bei.

Vitamin D unterstützt nicht nur Calcium-Aufnahme und Knochenbildung, es häufen sich auch Hinweise für dessen regulierende Rolle für das Immun- und Nervensystem. Vitamin-D-Defizienz wurde bereits in mehreren Arbeiten mit einem erhöhten Risiko für verschiedene Malignome sowie autoimmune und kardiovaskuläre Erkrankungen in Verbindung gebracht. Auch bei betagten Patienten sollte an diesen häufigen Mangel gedacht werden, da eine starke Korrelation zwischen Vitamin-D-Mangel und erhöhter Inzidenz von Osteoporose, Stürzen und Hüftfrakturen beschrieben ist.1

Protektive Effekte hinsichtlich Krebs

Vitamin D wirkt auf maligne Zellen antiproliferativ und prodifferenzierend, indem es zahlreiche Signalwege moduliert, die an Zellzyklus-Arrest, Apoptose, Angiogenese und Inflammation beteiligt sind.

Eine der größten Studien ihrer Art zeigt nun ebenfalls, dass höhere Plasma-Spiegel von Vitamin D mit einem signifikant niedrigeren Gesamt- und organspezifischen Krebs-Risiko bei Männern und Frauen einhergehen.2

Die Daten stammen aus der JPHC-Studie (Japan Public Health Center-based Prospective Study), einer 1990 initiierten und weiterhin laufenden Studie mit 140.420 eingeschlossenen Patienten, die den Einfluss von Lebensweise und anderen Faktoren auf die Entwicklung chronischer Erkrankungen und Krebs untersucht.

Zum Ausgangszeitpunkt beantworteten 33.736 Patienten Fragebögen (medizinische Vorgeschichte, Ernährungsgewohnheiten etc.) und stimmten einer Blutabnahme zu (hieraus wurde die Calcidiol-Konzentration im Plasma bestimmt). Nach Ausschluss aller Patienten mit Neoplasien in der Anamnese oder aus Zentren mit lückenhaften Krebsinzidenz-Daten wurden im Follow-Up-Zeitraum (im Median 15,9 Jahre) 3.301 neue Krebsfälle registriert, die unter Korrektur für bekannte Risikofaktoren für Krebs analysiert wurden.

Relatives Risiko für Neoplasien um 20 % reduziert

Nach Berücksichtigung saisonaler Schwankungen wurden die Probanden anhand ihrer Calcidiol-Spiegel in vier etwa gleich starke Subkohorten aufgeteilt (niedrig, mittel-niedrig, mittel-hoch und hoch), wobei das Viertel mit den niedrigsten Vitamin-D3-Konzentrationen als Referenz diente. Gegenüber diesem hatte das höchste Viertel ein um 20 % geringeres relatives Gesamt-Krebs-Risiko (ptrend = 0,001), beim Leberkarzinom waren es sogar 55 % (ptrend = 0,006). Für weitere Tumor-Lokalisationen resultierten ähnliche Ergebnisse, jedoch waren hier die einzelnen Fallzahlen relativ klein.
Um dies ins Verhältnis zu setzen: die Vitamin-D-Spiegel der niedrigsten Subkohorte lagen im Median bei 36,9 nmol/l (neue Einheit: 14,8 ng/ml) und in der höchsten bei 72,6 nnmol/l (29,2 ng/ml).

Frühere Meta-Analysen zeigten bereits einen Zusammenhang zwischen höheren Vitamin-D-Spiegeln und niedrigerer Inzidenz von kolorektalen3 und Lungenkarzinomen.4

Sind die Ergebnisse auf westliche Länder übertragbar?

Einige Arbeiten bestätigen die inverse Korrelation zwischen Vitamin-D-Konzentration und Krebs-Risiko und zeigen, dass die Calcidiol-Spiegel asiatischer Studienpopulationen mit denen europäischer sehr vergleichbar sind.

Die Health Professionals Follow-Up Study der Harvard-Universität zeigte an 4.286 Patienten sogar einen stärkeren Effekt als o. g. Studie. Ein Anstieg der geschätzten Vitamin-D3-Konzentration um  25  nmol/l (10 ng/ml) ging hier mit einer 17 % niedrigeren Krebsinzidenz einher5 (in der japanischen Studie wären es entsprechend 8 % Reduktion pro 25 nmol/l Anstieg bzw. 16 % pro 50 nmol/l).

Eine 2013 veröffentlichte Heidelberger Meta-Analyse zeigt den Trend ebenfalls signifikant, aber etwas schwächer (11 % Reduktion pro 50 nmol/l Anstieg der Calcidiol-Spiegel).6

Weitere Studien sind nötig, um die optimale Vitamin D-Konzentration oder ein Dosis-Wirkungs-Verhältnis zu bestimmen. Erschwerend ist hierbei, dass das Ausgangslevel der Probanden möglicherweise beeinflusst, wie stark nachweisbar ein Benefit ist. Patienten mit von vornherein höheren Vitamin-D-Spiegeln profitieren eventuell weniger von einer Supplementierung als solche mit niedrigen Werten oder sogar Defizienz. Bei einer zufällig ausgewählten Stichprobe könnte es somit zu einer "Verdünnung" des stärkeren Effekts bei Menschen mit niedrigen Plasma-Konzentrationen durch den geringen oder nicht messbaren Effekt bei Patienten mit hohen Plasma-Konzentrationen kommen. Schließt eine Studie viele Teilnehmer des zweiten Typus ein, könnte dies die bescheidenen oder ausbleibenden Effektgrößen erklären.

Ein kleines Stück Prävention für die Praxis?

Da immer mehr Studien einen Zusammenhang zwischen guten Vitamin-D-Konzentrationen und seltenerem Auftreten diverser Erkrankungen finden, stellt sich natürlich die Frage: was ist ein "guter" Vitamin-D-Spiegel und welche Empfehlungen zur Supplementierung machen Sinn?

Das genaue "wie" bei der Vitamin-D-Versorgung würde den Rahmen dieses Blog-Betrages sprengen, denn während es für andere Mikronährstoffe relativ klare Zahlen und Empfehlungen gibt, ist die Situation beim Vitamin D ein wenig komplexer und z. B. ein Tagesbedarf schwer zu bestimmen. Im Licht aktueller Arbeiten erkennen viele Stellen mittlerweile an, dass die bisherigen Empfehlungen zu pauschal und in der Dosierung zu niedrig angesetzt waren.

Referenzen:
1. esanum - von Ärzten für Ärzte. Available at: https://www.esanum.de/i/fachbereichsseite-neurologie/feeds/journalclub-neurologie/posts/ist-vitamin-d-mangel-mit-parkinson-assoziiert. (Accessed: 29th March 2018)
2. Budhathoki, S. et al. Plasma 25-hydroxyvitamin D concentration and subsequent risk of total and site specific cancers in Japanese population: large case-cohort study within Japan Public Health Center-based Prospective Study cohort. BMJ 360, k671 (2018).
3. Garland, C. F. & Gorham, E. D. Dose-response of serum 25-hydroxyvitamin D in association with risk of colorectal cancer: A meta-analysis. J. Steroid Biochem. Mol. Biol. 168, 1–8 (2017).
4. Liu, J. et al. Meta-analysis of the correlation between vitamin D and lung cancer risk and outcomes. Oncotarget 8, 81040–81051 (2017).
5. Giovannucci, E. et al. Prospective study of predictors of vitamin D status and cancer incidence and mortality in men. J. Natl. Cancer Inst. 98, 451–459 (2006).
6. Yin, L. et al. Circulating 25-hydroxyvitamin D serum concentration and total cancer incidence and mortality: a systematic review and meta-analysis. Prev Med 57, 753–764 (2013).
7. Vitamin D Tagesbedarf | Dr. Schweikart. Available at: http://www.vitamind.net/tagesbedarf/
8. Cundiff, D. K. & Agutter, P. S. Cardiovascular Disease Death Before Age 65 in 168 Countries Correlated Statistically with Biometrics, Socioeconomic Status, Tobacco, Gender, Exercise, Macronutrients, and Vitamin K. Cureus 8, e748 (2016).