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Zu wenig Magnesium fördert Diabetes

Magnesium-Mangel ist häufiger als allgemein angenommen – und hat erstaunliche Auswirkungen.

Magnesium-Mangel ist häufiger als allgemein angenommen – und hat erstaunliche Auswirkungen.

Magnesium ist als Co-Faktor an über 300 enzymatischen Reaktionen beteiligt und essentiell für den Glukose-Stoffwechsel oder die Synthese von Proteinen und Nukleinsäuren. Die geschätzte Prävalenz der Hypomagnesiämie in der Allgemeinbevölkerung liegt zwischen 2,5 und 15%1 – zumeist bedingt durch unzureichende Zufuhr, aber auch sekundär (z.B. durch Alkoholabusus, KHK oder verschiedene Medikamente, darunter PPIs, Digitalis, Schleifendiuretika, Thiazide uvm.).

Auch ein schlecht eingestellter Diabetes kann zu Magnesium-Mangel führen, in erster Linie durch vermehrte renale Ausscheidung. Dass das aber auch anders herum gilt – dass also ein Magnesium-Mangel das Risiko für Diabetes und Prädiabetes erhöht, belegen inzwischen zahlreiche Studien.

Mehrere Studien mit ähnlichem Ergebnis

In einer prospektiven Längsschnitt-Studie wurden 4.637 junge Erwachsene, die bei Untersuchungsbeginn weder am metabolischen Syndrom noch an Diabetes litten, über einen Follow-Up-Zeitraum von 15 Jahren beobachtet.2 Es zeigte sich eine inverse Korrelation zwischen Magnesium-Zufuhr und dem Auftreten des metabolischen Syndroms, aller seiner Komponenten und der Nüchtern-Insulinspiegel.

Eine große Anzahl von Studien kamen ebenfalls zu dem Ergebnis, dass Faktoren des metabolischen Syndroms durch Magnesium-Mangel begünstigt werden: Hypertension, Dyslipidämie, Insulinresistenz, gestörte Glukose-Toleranz, ischämische Kardiomyopathie, Adipositas, abnormale Plättchenaggregation, Inflammation und oxidativer Stress.3 Auch vaskuläre Langzeitschäden (Retinopathie, Niereninsuffizienz) korrelierten negativ mit den Magnesium-Serumkonzentrationen.

Klare Dosis-Wirkungs-Beziehung: je mehr Magnesium, desto weniger Unheil

Eine Meta-Analyse von 2016 ergab, dass eine Erhöhung der diätetischen Magnesium-Aufnahme um 100mg/ Tag das Risiko für Apoplex um 7%, für Herzinsuffizienz um 22%, für Diabetes um 19% und die Gesamt-Mortalität um 10% senkt.

40 prospektive Kohortenstudien mit insgesamt über 1 Million Patienten und bis zu 30 Jahren Follow-Up-Zeitraum wurden in diese Analyse eingeschlossen.4 Unter anderem wurden 26.299 Fälle von Typ-II-Diabetes, 701 Fälle von Herzinsuffizienz, 14.755 Schlaganfälle und 10.983 Todesfälle untersucht.

Auch eine erst im Oktober 2017 erschienene Fall-Kontroll-Studie mit 4.447 Probanden beschrieb eine Dosis-Wirkungs-Beziehung: das Auftreten von Typ-II-Diabetes war mit den niedrigsten Magnesium-Spiegeln verknüpft, Prädiabetes mit etwas höheren und normale Glukose-Toleranz mit den höchsten.5

Wissenswertes zu Magnesium

Ein ausgeglichener Magnesium-Haushalt ist außerdem von Bedeutung für die gesunde Funktion von Knochen, Immunsystem, Nerven und Muskeln.

Symptome eines Magnesiummangels können sein:

Aufgrund der großen pathogenetischen Bedeutung empfiehlt die deutsche Gesellschaft für Magnesium-Forschung e.V., eine Serum-Magnesium-Konzentration ≥ 0,8 mmol/L anzustreben und bei Diabetikern und Patienten mit metabolischem Syndrom den Magnesium-Status zu kontrollieren (Evidenzklasse B). Die Untergrenze des alten Referenzbereiches lag bei 0,7 mmol/L, das kardiovaskuläre Risiko steigt jedoch schon in diesem Bereich mit fallendem Serum-Magnesium.

"Eine Obergrenze, die nicht überschritten werden sollte, ergab sich aus Studien nicht", so die Empfehlung. Bei Magnesium-Mangel wird eine orale Supplementierung mit 240-480mg empfohlen (Empfehlungsgrad RC I nach ESC-Leitlinie 2010). Magnesium ist mit Antidiabetika und Antihypertensiva kombinierbar. Bei Niereninsuffizienz kann eine Dosisanpassung angezeigt sein (bei GFR <30ml/min). Laut der Empfehlung von 2014 sind auch hohe orale Dosierungen nicht mit schweren Nebenwirkungen verbunden.   

Wo ist Magnesium überhaupt noch drin?

In den letzten 70 Jahren ist der Magnesium-Gehalt unserer Lebensmittel gesunken, unter anderem durch deren Aufarbeitung. Aus Magnesium-reichen Nüssen und Samen etwa entstehen durch Raffinierung Öle, die vollkommen frei von Magnesium sind. Aus Rohrzucker-Melasse (die 25% der RDA* an Magnesium pro 1 EL enthält) wird raffinierter Zucker, der ebenfalls kein Magnesium mehr enthält. Auch die Aufbereitung von Getreide zu raffiniertem Mehl entfernt 80-97% des Magnesiums (und anderer Nährstoffe).

Die gute Nachricht ist, dass trotzdem viele Nahrungsmittel mit hohem Magnesium-Gehalt leicht verfügbar sind. Wer viel grünblättriges Gemüse auf seinem Speiseplan hat, ist auch hinsichtlich weiterer wichtiger Vitamine und Spurenelemente schon auf einem guten Weg. Auch Kürbis-, Sonnenblumen-, Hanf- oder Fenchelsamen, Nüsse (Cashews, Mandeln, Paranüsse), Gewürze (Schnittlauch, Koriander, Kümmel, Petersilie, Basilikum, Gewürznelken), Vollkorn-Getreide, Quinoa, Reiskleie, schwarze Bohnen, Heilbutt, Lachs, Ziegenkäse, Artischocken oder Kakao gelten als besonders Magnesium-haltig.6

Magnesium-Gehalt in verschiedenen Lebensmitteln

Portion
(in g)

Magnesium
(in mg)

mg Magnesium
pro g

%
des Tagesbedarfs*

Kakao, ungesüßt 10 52 5.24 14%
Mandeln 28 75 2.68 19%
Cashews, geröstet 28 73 2.61 18%
Kürbiskerne, geröstet 28 73 2.61 18%
Spinat, gekocht 90 79 0.87 20%
Quinoa, gekocht 92.5 59 0.64 15%
Petersilie, roh 28 14 0.50 3%
Mangold 175 75 0.43 19%

* bezogen auf einen empfohlenen Tagesbedarf von 400mg (für junge Männer, junge Frauen: 310mg pro Tag)

Aktuelle Expertenbeiträge zu diesem Thema lesen Sie jede Woche neu im esanum Diabetes Blog.

Quellen

1. Ayuk, J. & Gittoes, N. J. L. Contemporary view of the clinical relevance of magnesium homeostasis. Ann. Clin. Biochem. 51, 179–188 (2014).
2.  He, K. et al. Magnesium intake and incidence of metabolic syndrome among young adults. Circulation 113, 1675–1682 (2006).
3. Belin, R. J. & He, K. Magnesium physiology and pathogenic mechanisms that contribute to the development of the metabolic syndrome. Magnes. Res. 20, 107–129 (2007).
4. Fang, X. et al. Dietary magnesium intake and the risk of cardiovascular disease, type 2 diabetes, and all-cause mortality: a dose–response meta-analysis of prospective cohort studies. BMC Med. 14, 210 (2016).
5. Zhang, H. et al. Association of Plasma Magnesium with Prediabetes and Type 2 Diabetes Mellitus in Adults. Sci. Rep. 7, 12763 (2017).
6. http://www.ancient-minerals.com/magnesium-sources/dietary/