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Schützt Vitamin D die Niere bei Diabetes?

Dritter Teil des Beitrags "Gehört Vitamin D zur Therapie bei (Prä-) Diabetes?"

Dritter Teil des Beitrags Gehört Vitamin D zur Therapie bei (Prä-) Diabetes?

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wir wünschen Ihnen ein gesundes und glückliches neues Jahr und Jahrzehnt und bedanken uns für Ihr Interesse und Ihre Treue als Blog-Leser!

Hier nun nach Gehört Vitamin D zur Therapie bei (Prä-) Diabetes?  und Vitamin D – ein Fass ohne Boden der und letzte Teil unserer Ende 2019 begonnenen Vitamin-D-Trilogie. Wir fassen die Erkenntnisse der beiden vorherigen Beiträge ganz kurz zusammen:

Zufuhr-Empfehlungen hängen (auch) vom Messverfahren ab

Für zusätzliche Komplexität sorgt die Frage der verwendeten Messtechnik zur Bestimmung des Serum- 25(OH)-Vitamin-D-Spiegels. Für Routinemessungen wird in den Laboren normalerweise auf verschiedene immunologische Methoden zurückgegriffen. Gegenüber der Referenzmethode LC-MS-MS (HPLC/Massenspektrometrie) haben sie den Nachteil einer höheren Störanfälligkeit, wodurch der wahre Wert häufig deutlich über- oder unterschätzt wird.1 In einer beim ENDO 2017 präsentierten Arbeit gaben die Autoren an, dass sich der per Immunoassay ermittelte Schätzwert für den täglichen Bedarf an Vitamin D (bezogen auf die Knochengesundheit!) in Höhe von 800 IE bei Nachmessung mit der LC-MS-MS-Methode auf 400 IE verringert habe.

Zusatzstudie VITAL-DKD: Nierenschutz durch Supplementation bei Typ-2-Diabetes?

Und damit nochmal zur Ausgangsfrage, ob Vitamin D zur Therapie bei Diabetes gehört – und zwar konkret im Hinblick auf die diabetische Nephropathie. Im vergangenen November wurden im US-amerikanischen Ärzteblatt JAMA die Ergebnisse einer Untersuchung2 zu folgender Fragestellung publiziert: Verhindert eine Supplementation mit Vitamin D und/oder Omega-3-Fettsäuren die Entstehung oder Progression einer chronischen Niereninsuffizienz bei Patienten mit Typ-2-Diabetes?

Bei dieser Untersuchung handelt es sich um VITAL-DKD, eine Zusatzstudie innerhalb der großen randomisierten und verblindeten Interventionsstudie VITAL (Vitamin D and Omega-3 Trial) mit fast 26.000 US-amerikanischen Erwachsenen, die im November dieses Jahres beendet werden soll (Sponsor: Brigham and Women's Hospital, Boston/USA). Die Teilnehmer erhielten in einem Two-by-Two Factorial Design im Median über 5,3 Jahre Vitamin D3 (Cholecalciferol, 2.000 IE/Tag) und/oder Omega 3-Fettsäuren (Eicosapentaen- und Docosahexaensäure, 1 g /Tag) bzw. Placebo.

An der Substudie VITAL-DKD (DKD = diabetic kidney disease) beteiligten sich 1.312 VITAL-Teilnehmer mit Typ-2-Diabetes. Bei ihnen wurden zu Studienbeginn sowie nach 2 und 5 Jahren die glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) und die Mikroalbuminurie (MA) überprüft. Das Durchschnittsalter der VITAL-DKD-Probanden lag bei knapp 68 Jahren, 46% waren weiblich und 17% wiesen bereits beim Studienstart eine diabetische Nephropathie auf (eGFR < 60 ml/min/1,73m² oder Albumin-Kreatinin-Ratio im Urin ≥ 30 mg/g).3

Keine signifikanten Unterschiede nach 5 Jahren

Das ernüchternde Ergebnis von  VITAL-DKD lautet2,3:

Die Autoren fassen abschließend zusammen, dass die Supplementation mit Vitamin D oder Fettsäuren bei Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes nach 5 Jahren im Vergleich zu Placebo zu keinem signifikanten Unterschied bezüglich der eGFR führte. Die Studienergebnisse stützen eine solche Supplementation zum Zwecke des Erhalts der Nierenfunktion bei Typ-2-Diabetes also nicht.

Kein Nutzen von Vitamin D für die Niere bei Diabetes?

"Kein Nutzen von Vitamin D für die Niere bei Diabetes" überschreibt Prof. Helmut Schatz seinen Kurzbeitrag zu dieser Studie im DGE-Blog. Wir nehmen das so hin, verweisen aber darauf, dass – ähnlich wie in der "Vitamin D and Type 2 Diabetes (D2d) Study" (siehe erster Teilbeitrag) – die Teilnehmer weder nach Präsenz oder Schweregrad einer chronischen Niereninsuffizienz noch nach Vitamin-D-Mangelzuständen stratifiziert wurden. Die Autoren schreiben dazu, dass es nur wenige Patienten mit diesen Patientencharakteristika gegeben habe und ihre Studie für die Analyse dieser "spezifischen Teilnehmer" nicht gepowert war.

Referenzen:
1. Heidrich J. Vitamin D messen. DAZ 2016;11:44. www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2016/daz-11-2016/vitamin-d-messen (Zugriff am 08.01.2020)
2. de Boer IH et al. Effect of Vitamin D and Omega-3 Fatty Acid Supplementation on Kidney Function in Patients With Type 2 Diabetes: A Randomized Clinical Trial. JAMA 2019. doi: 10.1001/jama.2019.17380
3. de Boer IH et al. Vitamin D and omega-3 trial to prevent and treat diabetic kidney disease: Rationale, design, and baseline characteristics. Contemp Clin Trials 2018;74:11-7

Abkürzungen:
HPLC = Hochleistungsflüssigkeitschromatographie (high performance liquid chromatography)
IOM = Institute of Medicine (USA)
NAM = National Academy of Medicine (USA)
RKI = Robert Koch-Institut