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"Diabetologie 2025": eine Task Force und zehn Handlungsfelder

Eine Diabetes-Arbeitsgruppe hat besonders wichtige Handlungsfelder und Forderungen für die Diabetes-Versorgung von morgen ausgearbeitet.

Eine Diabetes-Arbeitsgruppe hat besonders wichtige Handlungsfelder und Forderungen für die Diabetes-Versorgung von morgen ausgearbeitet.

Wir haben das neue, bei der Herbsttagung veröffentlichte Konzept-Papier "Diabetologie 2025"1 der DDG schon im vorletzten Beitrag dieses Blogs erwähnt. Als diabetologisch engagierter Arzt ist es ja durchaus von Interesse, was die Experten, Funktionäre und sonstigen Beteiligten so im Sinn haben, wenn sie über die Zukunft des Fachs nachdenken und dann die identifizierten Herausforderungen und Forderungen formulieren.

Die "Task Force Diabetologie 2025" wurde im vergangenen Jahr vom Vorstand der DGG gegründet. Nach eigener Darstellung sind "Vertreter aller Akteure im Bereich der Diabetologie beteiligt: DDG, BVND, VDBD, windiab, diabetesDE und DDH-M".

Die Ziele der Task Force wurden den Kostenträgern, interessierten Politikern, Vertretern aus der Industrie und sonstigen Interessierten beim "Zukunftstag zur patientenzentrierten Diabetologie 2025" vermittelt, der im Dezember 2016 in Berlin stattfand. Die einzelnen Vorträge sind auf der Website des Berufsverbandes abrufbar.

DDG-Präsident Prof. Baptist Gallwitz hat bei dieser Gelegenheit das Positionspapier mit seinen zehn strategischen Handlungsfeldern noch einmal vorgestellt. Sie lauten:

01 Versorgungsstrukturen und Zertifizierungen

Die Zusammenarbeit über die Sektorengrenzen hinweg muss verbessert werden. Und es müssen verbindliche Qualitätsstandards durch Harmonisierung von Zulassungen und Zertifizierungen sichergestellt werden.

02a Patienteninformation: Schulung und Empowerment

Ausbau von Patientenschulung als wichtiger Baustein der Diabetestherapie inklusive Ergänzung durch Coaching- und Online-Angebote. Neue Schulungsprogramme, z.B. für Diabetes-Technologie, müssen nach Prüfung rasch und komplikationsfrei zugelassen werden.

02b Patienteninformation: Patientenperspektive

Es bedarf der Etablierung von Diabetesbeauftragten auf politischer Ebene (Bund/Länder), um die Belange der Menschen mit Diabetes zielführender in die versorgungsrelevanten Entscheidungsgremien vermitteln zu können. Dies erfordert ein Mitwirkungs- und Stimmrecht der Patientenvertreter in diesen Gremien.

03 Digitalisierung

Für den medizinischen Einsatz digitaler Anwendungen in der Diabetologie sind verbindliche Qualitätsstandards auf Basis der evidenzbasierten Medizin zu entwickeln. Dies erfordert ein Mitwirkungs- und Stimmrecht der Patientenvertreter in diesen Gremien.

04 Versorgungsforschung und Register

Vorliegende Daten zu Diabetes Typ 1 und Typ 2 (z.B. DMP) müssen in einem bundesweiten Register zusammengeführt werden, sodass bessere Aussagen zur Prävalenz und Versorgung des Diabetes mellitus zu treffen sind.

05 Nachwuchsgewinnung/-förderung

Die Diabetologie muss in Studium und Weiterbildung besser verankert werden. Es bedarf mehr klinischer Lehrstühle für Diabetologie und Stoffwechsel und Einheiten an den Krankenhäusern, die von einem Chefarzt mit fachlichem Schwerpunkt in der Diabetologie/Endokrinologie geleitet werden, um die Weiterbildung sicherzustellen.

06 Weiterbildung

Die Weiterbildungen der DDG werden qualitätsorientiert weiterentwickelt und sind in den Versorgungsstrukturen und Zertifizierungen verbindlich zu verankern. Das bedeutet auch: Sie sind in den Weiterbildungskatalog der Kammern mit aufzunehmen.

07 Interdisziplinäre Diabetologie

Der Gesetzgeber schafft Rahmenbedingungen für eine flächendeckende, interdisziplinäre strukturierte diabetologische Versorgung im ambulanten und stationären Bereich.

08 Facharzt für Diabetologie

Um den wachsenden Anforderungen als Querschnittsfach in der Gesamtmedizin noch besser gerecht zu werden, muss eine eigenständige Facharztausbildung für den "Facharzt für Diabetologie" geschaffen werden.

09 Grundlagenforschung

Die unmittelbare Interaktion zwischen Grundlagenforschung und klinischer Anwendung ist zu verbessern. Etablierte Forschungsstrukturen wie das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung sind zu erhalten und auszubauen.

10 Primärprävention und Früherkennung

Die wenig erfolgreichen Appelle für einen gesünderen Lebensstil müssen ergänzt werden durch eine konsequente Verhältnisprävention entsprechend den Empfehlungen der WHO. Eine verbesserte Früherkennung und frühzeitige Therapie des Diabetes sind unverzichtbar.

Sind das die "wichtigsten" Handlungsfelder?

Den Anstoß zur Bildung dieser Task Force gab übrigens die "Düsseldorfer Resolution", die ein Initiatorenkreis rund um das Wissenschaftliche Institut der niedergelassenen Diabetologen (WinDiab) bei der DDG Herbsttagung 2015 vorlegte. Ziel war es aufzuzeigen, dass die Diabetikerversorgung in Gefahr gerate und was heute für die Zukunft der Angewandten Diabetologie getan werden müsse.

Da stellt sich die Frage: Sind das auch aus Ihrer Sicht die "wichtigsten Handlungsfelder", um die Diabetesversorgung künftig erfolgreicher zu gestalten? Auf die Frage "Muss es überhaupt zum Diabetes kommen?", der einer der Vorträge beim Zukunftstag gewidmet war, werden wir in diesem Blog noch näher eingehen.

Aktuelle Expertenbeiträge zu diesem Thema lesen Sie jede Woche neu im esanum Diabetes Blog.

Referenz:

  1. Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG). Diabetologie 2025 –  10 Strategische  Handlungsfelder. PDF (2016). (www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de; Zugriff am 23.01.2017)