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Daten aus dem Praxisalltag bestätigen Nutzen der SGLT-2-Hemmer

Wir knüpfen nochmal an den letzten Beitrag (Mehr schwere Hypoglykämien "trotz neuer Medikamente"?) an und schauen auf ganz aktuelle Daten aus internationalen bzw. skandinavischen (Register-) Studien. Dabei geht es um die SGLT-2-Hemmer, die unter den wirklich neuen Antidiabetika derzeit gefühlt am meisten für Furore sorgen.

Wir knüpfen nochmal an den letzten Beitrag (Mehr schwere Hypoglykämien "trotz neuer Medikamente"?) an und schauen auf ganz aktuelle Daten aus internationalen bzw. skandinavischen (Register-) Studien. Dabei geht es um die SGLT-2-Hemmer, die unter den wirklich neuen Antidiabetika derzeit gefühlt am meisten für Furore sorgen.

Retrospektiver Vergleich von SGLT-2-Hemmern mit anderen Antidiabetika

Im Diabetes-Ableger des Lancet wurden soeben die Ergebnisse einer Analyse von Daten aus dem echten Leben ("real world") publiziert, die in den skandinavischen Ländern Schweden, Norwegen und Dänemark gesammelt worden sind. Die dort herrschende Register-Kultur ermöglicht – anders als man das aus Deutschland gewohnt ist – recht zeitnahe Aussagen zur realen Versorgungssituation.

Im Fall der "CVD REAL Nordic"-Studie1 wurde aus einem Datenpool von mehr als 90.000 Patienten mit Typ-2-Diabetes geschöpft, die zwischen 2012 und 2015 Antidiabetika neu verschrieben bekommen hatten. Ein Viertel dieser Neuanwender erhielt SGLT2-Hemmer (Dapagliflozin, Empagliflozin oder Canagliflozin). Sie wurden im Verhältnis 1:3 mit weitgehend merkmalsgleichen Patienten mit anderer Erstverordnung "gematcht". Der mittlere Beobachtungszeitraum umfasste knapp ein Jahr.

"Nebenbefund": weniger schwere Hypoglykämien

Ergebnis: Im Vergleich zu anderen Antidiabetika war die Einnahme von SGLT-2-Hemmern mit einem signifikant niedrigeren Risiko für schwere Hypoglykämien assoziiert (relativ um 24%, Hazard Ratio: 0,76).

Für die Studienautoren war dieses Ergebnis aber quasi nur ein positiver Nebenbefund. Denn eigentlich ging es ihnen um die Frage, ob sich die in klinischen Studien beobachteten Schutzeffekte von Empagliflozin & Co auch im Praxisalltag niederschlagen. Und das tun sie: Verglichen mit den auf andere Antidiabetika eingestellten Patienten war die kardiovaskuläre Mortalität bei den Patienten, die SGLT-2-Hemmer einnahmen, fast halb so niedrig (47%; HR 0,53). Die Rate an schwerwiegenden kardiovaskulären Ereignissen war im Vergleich um 22% vermindert.

Beide Effekte waren unabhängig davon zu beobachten, ob die Patienten bereits an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung litten oder nicht. Es gab 30% weniger Hospitalisierungen aufgrund einer Herzinsuffizienz. Alle diese Unterschiede waren hochsignifikant, obwohl nur ein Viertel dieser Patienten von einer kardiovaskulären Vorerkrankung betroffen war – anders als etwa in der bekannten Empagliflozin-Studie EMPA-REG-OUTCOME, die wir an anderer Stelle referierten. 

Für die Assoziation mit nicht tödlichen Myokardinfarkten und Schlaganfällen ergaben sich übrigens keine signifikanten Unterschiede zugunsten der SGLT2-Hemmer. Dafür sind die positiven Ergebnisse keineswegs nur auf den skandinavischen Raum beschränkt. Denn die  beschriebene Studie ist quasi eine Auskopplung der größeren CVD-REAL-Studie2. Nur für die, die es wissen möchten: Das Akronym steht für "Comparative Effectiveness of Cardiovascular Outcomes in New Users of Sodium-Glucose Cotransporter-2 Inhibitors".

Kardiovaskuläre Schutzeffekte  im "echten Leben", auch bei herzgesunden Diabetikern

In der internationalen retrospektiven Beobachtungsstudie wurden insgesamt Daten von mehr als 300.000 Patienten analysiert, die neben den genannten skandinavischen Ländern auch aus Deutschland, Großbritannien und den USA stammen. Die Studienpopulation war vor der neuen Antidiabetika-Verordnung überwiegend herzgesund (Herzinsuffizienz: 3%, KHK: 13 %, periphere Gefäßerkrankung: 27%).

Das Ergebnis ähnelt länderübergreifend dem der skandinavischen Substudie: Im Vergleich zu anderen Antidiabetika war bei den mit SGLT-2-Hemmern behandelten Diabetes-Patienten die Gefahr einer Hospitalisation wegen Herzinsuffizienz um 39% und das Sterberisiko um 51% niedriger. (Für Deutschland waren übrigens keine Mortalitätsdaten verfügbar …)

Fazit der Autoren:

Das alles lässt angesichts des sich ändernden Verordnungsverhaltens auf bessere Versorgungsergebnisse in Zukunft (auch mit Blick auf die Hypoglykämie-Inzidenz) hoffen. Im Beitrag "Neue Ära" in der Diabetes-Therapie? hatten wir von einer (natürlich nicht-repräsentativen) Mini-Umfrage unter Symposiumsteilnehmern bei der letztjährigen DDG-Herbsttagung berichtet:  Mit 47% votierte die Mehrheit der Befragten für SGLT-2-Hemmer als präferierte Add-on-Therapie.

Aktuelle Expertenbeiträge zu diesem Thema lesen Sie jede Woche neu im esanum Diabetes Blog.

Referenzen:
1. Birkeland KI et al. Cardiovascular mortality and morbidity in patients with type 2 diabetes following initiation of sodium-glucose co-transporter-2 inhibitors versus other glucose-lowering drugs (CVD-REAL Nordic): a multinational observational analysis. Lancet Diabetes Endocrinol 2017;5(9):709-17.
2. Kosiborod M et al. Lower Risk of Heart Failure and Death in Patients Initiated on Sodium-Glucose Cotransporter-2 Inhibitors Versus Other Glucose-Lowering Drugs: The CVD-REAL Study (Comparative Effectiveness of Cardiovascular Outcomes in New Users of Sodium-Glucose Cotransporter-2 Inhibitors). Circulation. 2017 Jul 18;136(3):249-59.