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Schlafstörungen und Schnarchen durch feuchte Umgebung

Feuchtigkeit und Schimmel zu Hause und am Arbeitsplatz gingen in einer sehr großen Erhebung in Nordeuropa mit gehäufter Entwicklung von Schlafproblemen und Schnarchen einher.

Feuchtigkeit und Schimmel zu Hause und am Arbeitsplatz gingen in einer sehr großen Erhebung in Nordeuropa mit gehäufter Entwicklung von Schlafproblemen und Schnarchen einher.

Feuchtigkeit und Schimmel in der häuslichen Umgebung stellen ein prävalentes Problem dar: beispielsweise in der 'European Respiratory Health Survey' (ECRHS) I und II bejahten 50% der Teilnehmer Feuchtigkeit und 41% Schimmel.1 Sie sind die am besten dokumentierten Innenraum-Risikofaktoren für Atemwegserkrankungen. So berichteten mehrere Studien eine verschlechterte Lungenfunktion sowie eine erhöhte Inzidenz von Asthma und Rhinitis bei Feuchtigkeit in der Wohnung.1,2
Die Autoren einer dieser Studien untersuchten nun in einem 11‑Jahres-Follow-Up einer großen, populationsbasierten Kohorte aus fünf nordischen Ländern (Respiratory Health in Northern Europe, 'RHINE'-Studie), ob Feuchtigkeit und Schimmel auch mit einer höheren Rate von schlafbezogenen Störungen einher gehen.3

Baufeuchte und Schimmelgeruch führen zu vielfältigen Problemen

Sie berichten in der ersten, prospektiven Studie zu diesem Thema, dass es in Gegenwart von Baufeuchte, sichtbarem Schimmel und Schimmelgeruch bei den über 11 Tsd. Befragten im Nachbeobachtungszeitraum signifikant häufiger zur Neuentwicklung der drei Hauptformen von Insomnie (Einschlaf-, Durchschlafstörung und zeitiges Erwachen) sowie von Schnarchen und Insomniesymptomen (verstärkte Tagesmüdigkeit) kam (OR 1.29–1.87).

Die Assoziationen zwischen Innenraumfeuchte und schlafbezogenen Störungen blieben auch nach Korrektur für vorbestehendes ärztlich diagnostiziertes Asthma, allergische Rhinitis und chronische Bronchitis signifikant, was darauf hindeutet, dass die Auswirkungen von Feuchtigkeit und Schimmel auf die Schlafqualität noch durch weitere Mechanismen als die Induktion von Atemwegserkrankungen vermittelt werden.

Reizungen und Inflammation von Schleimhäuten und Atemwegen

Innenraumfeuchte begünstigt zum Ersten das Wachstum von Milben, Bakterien und Pilzen, die im Rahmen ihrer metabolischen Prozesse mikrobielle VOCs (flüchtige organische Verbindungen, englisch: volatile organic compounds) freisetzen. Einige MVOCs haben einen typischen muffigen oder stechenden Geruch. Höhere MVOC-Werte zu Hause wurden mit Schleimhautbeschwerden bei Erwachsenen in Verbindung gebracht.
Ein Hauptbestandteil der Zellwand von Schimmelpilzen, β-1,3-Glucan, ist zudem als Auslöser für Atemwegsentzündungen und Fatigue beschrieben. Schimmelkontaminierte Umgebungen gingen bereits in früheren Arbeiten mit Inflammationen der Nase einher und nasale Obstruktion ist ein bekannter Risikofaktor für Schlafprobleme.3

Feuchtigkeit fördert zum Zweiten die chemische Degradation von Baustoffen, was ebenfalls zur Abgabe von VOCs führt. VOC-Emissionen in feuchtigkeitsgeschädigten Gebäuden sind auch als Ursache von Schwellungen und Entzündungen der Nasenschleimhäute beschrieben.
In der vorliegenden Arbeit war von allen abgefragten Feuchtigkeitsindikatoren die Bodenfeuchtigkeit am stärksten mit einem gehäuften Neuauftreten von Schlafstörungen und Insomniesymptomen verbunden (OR 1.53–1.87). Feuchte in der Betonbodenkonstruktion ist in Nordeuropa häufig. Eine mögliche Erklärung wäre, dass der Beton während des Bauprozesses nass wird. Diese Art der Fußbodenkonstruktion kann einen chemischen Abbau von Diethylhexylphthalat (DEHP) verursachen, welches in PVC-Materialien oder Acrylatpolymeren wasserbasierter Fußbodenkleber vorkommt. Der Abbauprozess verursacht die Emission von 2-Ethyl-1-Hexanol in die Innenraumumgebung.3

Zum Dritten wird seit Längerem vermutet, dass eine unzureichende Belüftung den (auf CO2-Anreicherung hoch sensiblen) zerebralen Blutfluss beeinträchtigen und dadurch Migräne während des Schlafens auslösen kann, was die Schlafqualität verschlechtert.4

Da der Zusammenhang zwischen Gebäudefeuchtigkeit und Schlafstörungen bis dato noch wenig untersucht war, sind die daran beteiligten physiologischen Mechanismen jedoch noch nicht im Detail verstanden und weitere Faktoren könnten eine Rolle spielen.

Guter Nachtschlaf: für Gesundheit und Wohlbefinden unerlässlich

Schlafbezogene Störungen können die Krankentage erhöhen und die Lebensqualität senken, doch vor allem können sie das Risiko für eine Vielzahl bedeutsamer Erkrankungen vergrößern. Schlaflosigkeit, Schnarchen, obstruktive Schlafapnoe (OSA) und Tagesmüdigkeit waren (nach Korrektur für gängige Risikofaktoren) in zahlreichen Arbeiten mit weitverbreiteten chronischen Krankheitsbildern assoziiert, wie kardiovaskulären Erkrankungen, COPD, kardiometabolischen Erkrankungen, Diabetes und sogar Krebs.3,5 Unter Personen mit Schlafstörungen sind auch neurologische Erkrankungen, wie kognitive Beeinträchtigung und Demenz, in Studien gehäuft festgestellt worden.3

Die Beobachtungen der neuen Analyse stehen in Einklang zu denen zweier Querschnittstudien, die ebenfalls eine Assoziation zwischen Schlafproblemen und dem Leben in feuchten Gebäuden berichteten.6,7 Aufgrund der Häufigkeit feuchter Innenräume ist dies potenziell von weitreichender Relevanz.

Referenzen:
1. Norbäck, D. et al. Lung function decline in relation to mould and dampness in the home: the longitudinal European Community Respiratory Health Survey ECRHS II. Thorax 66, 396–401 (2011).
2. Wang, J. et al. Dampness, mould, onset and remission of adult respiratory symptoms, asthma and rhinitis. European Respiratory Journal 53, (2019).
3. Wang, J. et al. Dampness and mold at home and at work and onset of insomnia symptoms, snoring and excessive daytime sleepiness. Environment International 139, 105691 (2020).
4. Schwarzberg, M. N. Carbon dioxide level as a migraine threshold factor: Hypothesis and possible solutions. Medical Hypotheses 41, 35–36 (1993).
5. Shi, T. et al. Does insomnia predict a high risk of cancer? A systematic review and meta-analysis of cohort studies. J Sleep Res 29, e12876 (2020).
6. Janson, C. et al. Insomnia is more common among subjects living in damp buildings. Occupational and Environmental Medicine 62, 113–118 (2005).
7. Packer, C. N., Stewart-Brown, S. & Fowle, S. E. Damp housing and adult health: results from a lifestyle study in Worcester, England. Journal of Epidemiology & Community Health 48, 555–559 (1994).