Chronische Rhinosinusitis (CRS) – eine wenig beachtete chronisch entzündliche Erkrankung Logo of esanum https://www.esanum.de

Chronische Rhinosinusitis (CRS) – eine wenig beachtete chronisch entzündliche Erkrankung

Obwohl die CRS zu den häufigsten nicht übertragbaren Erkrankungen gehört, ist ihre Pathophysiologie noch nicht in allen Einzelheiten verstanden. Eine neue Untersuchung weist auf die Rolle der Luftqualität hin.

Chronische Rhinosinusitis (CRS) – eine wenig beachtete chronisch entzündliche Erkrankung

Obwohl die CRS zu den häufigsten nicht übertragbaren Erkrankungen gehört, ist ihre Pathophysiologie noch nicht in allen Einzelheiten verstanden. Eine neue Untersuchung weist auf die Rolle der Luftqualität hin.

Pro Winter wird bei geschätzt 14,5 Mio. Erwachsenen in Deutschland eine Sinusitis diagnostiziert, die zumeist akut verläuft und auch ohne Therapie bei 90% der Erkrankten binnen sechs Wochen vollständig ausheilt.1 Etwa 10,9% der europäischen Bevölkerung leiden jedoch an einer chronischen Rhinosinusitis, welche die Lebens- und Schlafqualität über viele Jahre stark beeinträchtigen kann.2 Die Nasennebenhöhlen werden entzündet oder gereizt, schwellen an, sind stark verstopft und sondern Schleim in den Rachen ab.
Häufig entwickelt sich eine allmähliche Obstruktion und vermehrte Gewebebildung im ostiomeatalen Komplex. Dessen Verlegung im mittleren Nasengang führt wiederum zu einer Ventilations- und Drainagestörung und kann den Erkrankungsprozess weiter unterhalten.1

Obwohl sie so prävalent ist, ist die komplexe Pathophysiologie für die verschiedenen Formen der CRS noch nicht umfassend verstanden. Verschiedene Mechanismen werden derzeit diskutiert, unter anderem Störungen der lokalen Immunabwehr, die Besiedlung mit Staphylococcus aureus bzw. die Expression entsprechender Enterotoxine sowie die allergische Pilzsinusitis.Eine aktuelle Studie der Johns Hopkins Universität deutet darauf hin, dass Luftverschmutzung ein beitragender Faktor sein könnte.3,4

Leben in Gebieten mit belasteter Luft erhöht das Risiko

Eine Forschungsgruppe, die in Vorarbeiten bereits demonstriert hatte, dass Luftverschmutzung bei Mäusen langfristig eine CRS auslösen kann und dass belastete Luft mit Verschlechterung oder Verlust des Geruchssinnes verknüpft ist, hat in ihrer neuesten Untersuchung 6.102 Erwachsene, davon 2.034 mit CRS, näher unter die Lupe genommen. Mithilfe von Daten des Luftqualitätssystems der EPA (Environmental Protection Agency) wurde für jeden Patienten die Feinstaub-Exposition am Wohnort in den fünf Jahren vor Erstdiagnose der CRS berechnet (12, 24, 36 und 60 Monate vor Diagnosestellung).

Die Wissenschaftler:innen stellten fest, dass sich für diejenigen, die anhaltend höheren Feinstaub-Konzentrationen ausgesetzt waren, die Wahrscheinlichkeit einer CRS erhöhte. Eine Exposition über 60 Monate war beispielsweise mit einer Risikoerhöhung um das Anderthalbfache assoziiert. Insbesondere nahm die Chance, eine Pansinusitis, die schwerste Form der Erkrankung mit chronischer Schleimhautentzündung aller vier Nasennebenhöhlen, zu entwickeln, um das Fünffache zu. Alle eingeschlossenen Patient:innen wiesen keine Allergien auf.

Weitere Studien nötig

Weitere Untersuchungen, die das Zusammenspiel unterschiedlicher Faktoren berücksichtigen und potenziell beitragende Umweltschadstoffe näher differenzieren, wären hilfreich. Denn hier lag der Fokus ausschließlich auf Feinstaub aus der Außenluft (PM2,5), der selbst ein breiter Sammelbegriff für ein Gemisch aus festen Partikeln und flüssigen Tröpfchen ist, das sich in der Luft befindet. Er besteht aus vielen Stoffen, die je nach Ort variieren, darunter Staub, Schmutz, Ruß, Rauch, organische Verbindungen und Metalle aus verschiedensten Quellen. Er wird mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lungenkrebs, nachlassender kognitiver Funktion, chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen, Asthma und vorzeitigem Tod in Verbindung gebracht. Wo viel Feinstaub ist, sind häufig noch weitere Verbindungen präsent, die eine Rolle spielen könnten. Auch die Innenraumluft könnte weitere Schlüsselfaktoren beherbergen.

Dennoch ist diese Arbeit hochrelevant und im Übrigen die Erste, die diesen Zusammenhang beim Menschen beschreibt.

Referenzen:
1. Rhinosinusitis S2k-Leitlinie.
2. Hastan, D. et al. Chronic rhinosinusitis in Europe--an underestimated disease. A GA2LEN study. Allergy 66, 1216–1223 (2011).
3. Zhang, Z. et al. Long-Term Exposure to Particulate Matter Air Pollution and Chronic Rhinosinusitis in Non-Allergic Patients. Am J Respir Crit Care Med (2021).
4. Medicine, J. H. U. S. of. Researchers show how air pollution may cause chronic sinusitis.