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Biologisches Alter: wenn die Uhr vorgeht

Bestimmte modifizierbare bzw. behandelbare Pathologien in der Adoleszenz stehen mit einem höheren biologischen Alter bereits in der Lebensmitte in Verbindung.

Zusammenhang zwischen vier Krankheiten im Jugendalter und beschleunigtem Altern untersucht

Jugendliche im Alter von 11 bis 15 Jahren, die übergewichtig waren, täglich Zigaretten rauchten oder an einer psychischen Störung (wie Angst, Depressionen oder ADHS) litten, alterten biologisch jedes Jahr fast drei Monate schneller als ihre Altersgenossen.
Dies ergab eine aktuell in der Zeitschrift 'JAMA Pediatrics' veröffentlichte Studie, die 910 Teilnehmern einer Geburtenkohorte in Neuseeland bis zum 45. Lebensjahr gefolgt war (50 Prozent männlich).2

Hierbei wurden verschiedene Messgrößen des biologischen Alterns berücksichtigt, darunter der BMI, das Körperfettverteilungsmuster (Waist-to-Hip-Ratio), Blutwerte, Hormone der Appetitregulierung und Fettspeicherung, Blutdruck, Cholesterin, Karies, Parodontose, kardiorespiratorische Fitness und Gehirn-MRTs. Darüber hinaus wurde die Auswertung für mögliche Störfaktoren korrigiert, wie schlechte Gesundheit, sozioökonomische Nachteile oder belastende Kindheitserfahrungen.

Jugendliche, die zwei oder mehr der genannten Gesundheitsprobleme aufwiesen (Rauchen, Übergewicht, psychische Erkrankungen), hatten als Erwachsene mit 45 Jahren eine um 11,2 Zentimeter pro Sekunde langsamere Gehgeschwindigkeit, ein um zweieinhalb Jahre höheres Gehirnalter (gemessen am BrainAGE-Score) sowie ein um vier Jahre höheres Gesichtsalter als Gleichaltrige ohne diese Risikofaktoren.

Von anderen Studien wurde bereits beschrieben, dass Menschen mit psychischen Problemen sich eher weniger bewegen und sich schlechter ernähren, was mit einem schnelleren Alterungsprozess assoziiert ist. Als wichtige pathobiologische Bindeglieder zwischen den drei Störungen und der beschleunigten Alterung sehen die Autoren vor allem verstärkte Inflammation und oxidativen Stress.
Teilnehmer, die in ihrer Jugend an Asthma litten, waren dagegen als Erwachsene biologisch nicht älter als diejenigen ohne Asthma. Die meisten von ihnen (81 Prozent) hatten in irgendeiner Form eine Asthma-Therapie erhalten.

Alterungsprozesse stoppen = schlechte Gesundheit im späteren Leben verhindern

Die Adoleszenz ist also auch in dieser Hinsicht eine kritische und prägende Phase und mehr als eine Transitionsperiode von der Kindheit zum Erwachsensein. Man kann sich nur vorstellen, wie die Daten für aktuellere Geburtenjahrgänge aussähen. Denn die 'Dunedin Study' begann 1972/ 1973, als die Raten von Übergewicht und psychischen Erkrankungen noch weit vom heutigen Niveau entfernt waren. Depressionen, Angststörungen und Verhaltensauffälligkeiten gehören inzwischen zu den häufigsten Ursachen für Krankheit und Behinderung bei Heranwachsenden.

Leitautor Kyle Bourassa, PhD, vom Center for the Study of Aging and Human Development, Duke University, North Carolina, dessen Forschung sich besonders mit dem Verständnis der Auswirkungen von negativen Lebensereignissen – wie Scheidung, Trauer und Trauma – auf die Gesundheit über die gesamte Lebensspanne beschäftigt, resümiert:
"Wenn wir diese Störungen behandeln und den Alterungsprozess der Menschen verlangsamen können, wird sich das positiv auf die Gesundheit über die gesamte Lebensspanne und im Grunde auf den gesamten Körper auswirken."1

Referenzen: